Düsseldorf - Der Osteuropa-Historiker Karl Schlögel hat von Deutschland eine entschiedenere Unterstützung des Abwehrkampfes der Ukraine gegen den russischen Aggressor gefordert.

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Der russische Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 sei ein Schock gewesen, sagte Schlögel in Düsseldorf. Präsident Wladimir Putin habe "alles in den Schatten gestellt, was man nicht einmal einem Dämon zutraut."

Schlögel gilt als einer der profiliertesten deutschen Kenner Russlands. Deutschland müsse "alles tun, um den Überlebenskampf der Ukraine zu unterstützen". Es werde in Deutschland, aber auch anderen europäischen Ländern und den USA eine "dramatische Auseinandersetzung" über die Frage geben, ob der Westen standhaft bleibe, sagte Schlögel. Es dürfe aber in dieser Frage kein Zögern geben.

Der 76 Jahre alte Historiker ("Moskau 1937", "Entscheidung in Kiew. Ukrainische Lektionen"), der in Konstanz und Frankfurt (Oder) Professor war, wurde in Düsseldorf mit dem renommierten Gerda Henkel Preis ausgezeichnet. Die mit 100.000 Euro dotierte Auszeichnung wird im zweijährigen Turnus für besondere Forschungsleistungen in den historischen Geisteswissenschaften vergeben.

Schlögel: Putins Regime mordet gezielt

In Russland unter Putin komme heute eine "Ästhetik und Choreographie der Macht" zusammen, die es geschichtlich in dieser Kombination noch nie zuvor gegeben habe, sagte Schlögel. Niemals zuvor habe es eine solche Konzentration von Reichtum und Luxus gegeben, die aus "einem geschichtlich beispiellosen Raub an Staats- und Volkseigentum" hervorgegangen sei. Die Führung des Landes erkläre offen, dass die "russische Welt" keine Grenzen kenne. "Putins Regime hat aus der Geschichte gelernt, denn es hält den gezielten Mord für effektiver als den willkürlich-wahllosen Massenmord der Stalinzeit."

Völkermord und Größenwahn

Putins Regime ist nach Worten Schlögels ein ganz neues Phänomen, das noch theoretisch aufgearbeitet werden müsse. Es gebe in Russland "Bilder der völkermörderischen Gewalt, aber auch des ganzen lächerlich-bizarren Größenwahns". Das weitaus größte Land der Welt fühle sich "eingekreist und bedroht". Ein Land, das bis heute nicht geschafft habe, seine Bevölkerung flächendeckend mit Gas und Strom zu versorgen, versetze den Rest der Welt in Angst und Schrecken. Putin posiere mit bloßem Oberkörper auf dem Pferde und verstecke sich zugleich wochenlang vor Corona in seinem Bunker. Ratlos lasse aber die Frage zurück, warum das russische Volk angesichts der Tausenden gefallenen Soldaten den Krieg hinnehme und mittrage. Es sei also "nicht nur Putins Krieg, sondern ein russischer Krieg".  © Deutsche Presse-Agentur

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