Niederlosheim/Berlin - Für Emily Vontz sind die gut zwei Jahre als Abgeordnete im Bundestag nach eigenen Angaben eine tolle Erfahrung, aber teilweise auch herausfordernd gewesen.
"Ich hätte manchmal gerne einen Zauberstab gehabt", sagte die mit 24 Jahren jüngste Abgeordnete der Deutschen Presse-Agentur. Dann hätten sich Probleme von Menschen schneller lösen lassen.
"Die ganz großen Linien beeinflusst man natürlich als einzelne Abgeordnete wenig mit und dann, wenn das Geld überall fehlt, sind einem irgendwo auch die Hände gebunden." Das sei schon frustrierend gewesen, sagte die SPD-Abgeordnete aus dem saarländischen Niederlosheim in ihrer letzten kompletten Sitzungswoche in Berlin.
Kandidiert nicht mehr für den Bundestag
Da sei man in seiner Heimat im Saarland, um sich Nöte und Sorgen anzuhören, bei Organisationen, Jugendmigrationsdiensten, Landwirten und Apotheken. Und dann wolle man helfen, sich einsetzen - aber am Ende reiche es nicht, um was zu verändern, weil das Geld fehlt, sagte sie.
Jetzt verabschiedet sich Vontz aus der Berufspolitik: Sie kandidiere nicht noch mal für den Bundestag. Die Entscheidung sei ihr nicht leichtgefallen. Sie war zum 1. Januar 2023 für den saarländischen Abgeordneten und früheren Außenminister Heiko Maas (SPD) nachgerückt, der sein Mandat niedergelegt hatte.
Mehr für junge Leute tun
Für alles, das sie auch im Kleinen bewegt habe, sei sie froh. "Ich hatte das Gefühl als junge Frau oft einen anderen Zugang zu haben, auch über Social Media." Sie habe versucht, auch mit einfacher Sprache Politik zu erklären und für Demokratie zu begeistern. Sie sei oft in Schulen gewesen, um mit jungen Menschen zu reden.
Mit Blick auf junge Leute müsse in der Politik noch viel mehr passieren, sagte Vontz. "Da reichen nicht nur Tiktok-Videos, sondern es braucht da einen Politikwechsel, der junge Menschen ernst nimmt und nicht nur einmal im Monat ein Jugendparlament vorsieht."
Master geplant
Als junge Frau habe sie es im Bundestag nicht immer leicht gehabt. "Ich hatte oft das Gefühl, man muss so eine Treppenstufe mehr erklimmen. Politik ist immer noch sehr männerdominiert."
In der Zeit habe sie zusätzlich an der Universität Trier Ende 2024 den Bachelor in Politikwissenschaft und Französisch abgeschlossen. "Ich will jetzt zurück an die Uni und einen Master machen." Im In- oder Ausland, das wisse sie noch nicht.
Sie habe gemerkt, dass sie nicht Abgeordnete bleiben wolle, ohne andere Erfahrungen gesammelt zu haben. "Ich hätte mich auch in eine große Abhängigkeit von Politik begeben und bei jeder Wahl hoffen müssen, dass ich wieder gewählt werde."
Politisch aktiv bleibe sie aber. Vielleicht in anderer Form, bei Veranstaltungen als Moderatorin, meinte sie. Zudem sei sie Mitglied im Ortsrat Niederlosheim. © Deutsche Presse-Agentur
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