- Die DFB-Frauen holen ihren ersten Sieg im Kalenderjahr, aber erfahren kaum Resonanz. Anstoßzeiten und Sichtbarkeit bleiben große Themen im Frauenfußball.
- Der FC Barcelona wird auch gegen den VfL Wolfsburg im Champions-League-Halbfinale das Camp Nou voll machen.
- Almuth Schult verlässt Deutschland und spielt ab der kommenden Saison in den USA. Was bedeutet das für den deutschen Frauenfußball?
Für die DFB-Frauen war dieses Jahr bisher eines zum Vergessen. Doch am vergangenen Samstag gelang ihnen der erste Sieg des Kalenderjahres. Mit 3:0 schlugen sie Portugal in der WM-Qualifikation souverän, am heutigen Dienstag (16:00 Uhr, ZDF) haben sie gegen Serbien die nächste Gelegenheit, Selbstvertrauen zu tanken.
Die Bedeutung dieser Spiele ist riesig – und dennoch fühlt es sich in Deutschland so an, als würde der Frauenfußball insgesamt gerade pausieren, der Sieg spielte kaum eine Rolle. Der kleine Hype, der zuletzt vor allem durch die Champions-League-Viertelfinals aufkam, ist vorerst weg.
Warum das so ist, ob das nur eine Momentaufnahme ist und was bedeutet eigentlich der Wechsel von
1. DFB: Ein weiter Weg bis zur EM – nicht nur sportlich
Da gewinnen die DFB-Frauen mal eben souverän mit 3:0 gegen Portugal, aber irgendwie gibt es keinerlei Resonanz. Wahrscheinlich wissen viele nicht mal, dass dieses Spiel stattgefunden hat. Aber warum ist das so?
Zunächst mal war die Anstoßzeit abermals eine Katastrophe. An einem Samstagnachmittag um 16:10 Uhr wurde die Partie komplett im Schatten der Männer-Bundesliga in Deutschland angesetzt. Hinzu kam, dass das Spiel in Bielefeld stattfand – fast zeitgleich spielten die Männer von Arminia Bielefeld in Wolfsburg.
Portugal hat zudem bei den Frauen nicht den Stellenwert wie bei den Herren. Und doch war es ein wichtiges Spiel für die Deutschen. Eines, in das sie mit einer offensiven Herangehensweise gut reinkamen. Schon früh hätte es 1:0 oder gar 2:0 stehen können, es dauerte aber bis zur 39. Minute, bis
Noch ist keine EM-Stimmung spürbar
Auch im zweiten Durchgang kontrollierten die Deutschen das Spiel.
Vor der so wichtigen Europameisterschaft in England wird es nun darauf ankommen, Rhythmus aufzunehmen. Gerade weil dieses Turnier eine Zäsur für den Frauenfußball darstellen könnte, ist es nochmal bedauerlicher, dass die DFB-Frauen in Deutschland kaum stattfinden. Denn das Gefühl, dass da etwas Großes im Sommer entstehen kann, ist hier noch nicht richtig da.
Sichtbarkeit und durchdachte Rahmenterminkalender bleiben weiterhin die wichtigsten Hebel, um die Entwicklung voranzutreiben. Werden solche Partien aber weiterhin versteckt, wird sich auch bei einer erfolgreichen EM-Teilnahme wenig verändern.
Spielerin der Woche: Lena Oberdorf
Dass Lena Oberdorf die Spielerin der Woche ist, hat mehrere Gründe. Der Dosenöffner gegen Portugal ist da nur der Anlass. Seit Wochen ist sie beim VfL Wolfsburg als Taktgeberin und Ruhepol ein Schlüssel für den Erfolg. Vor allem ihre Flexibilität ist für den DFB ein großer Gewinn. Ist im ohnehin schon gut besetzten Mittelfeld kein Platz, kann sie in der Innenverteidigung für Stabilität sorgen. Oberdorf könnte auch bei der EM eine Unterschiedsspielerin werden.
2. Barca macht das Camp Nou auch gegen Wolfsburg voll
Die gute Nachricht ist allerdings, dass der Hype um den Frauenfußball nur eine kurze Pause einlegen wird. Denn wie der FC Barcelona in der vergangenen Woche bekanntgegeben hat, sind auch für das Champions-League-Halbfinale gegen den VfL Wolfsburg alle Tickets bereits vergriffen. Innerhalb von 24 Stunden soll das Camp Nou ausverkauft gewesen sein.
Wolfsburg wird damit wie schon Real Madrid zuvor in den Genuss kommen, auf einer der größten Bühnen Europas aufzulaufen. Am 22. April um 18:45 Uhr steigt das Duell zwischen den beiden formstärksten Teams des Turniers. Es wird das nächste große Highlight dieser Saison.
Dass Barca auch gegen Wolfsburg dazu in der Lage ist, das große Stadion zu füllen, ist ein Statement. Und auch sportlich erwartet die Zuschauerinnen und Zuschauer ein solches. Das Rückspiel wird am 30. April (18:00 Uhr) in der Volkswagen Arena in Wolfsburg stattfinden. Zum Duell mit Arsenal kamen immerhin 11.293 Menschen.
Zitat der Woche
"Es war immer mein Traum, einmal in den USA zu spielen. Die Liga dort ist so ausgeglichen wie keine in Europa." – Almuth Schult beim "NDR" über ihren Wechsel zum Angel City FC
3. Schult wechselt in die USA
Almuth Schult ist vielleicht das bekannteste Frauenfußball-Gesicht der vergangenen Jahre. Das hat sie sich vor allem als sympathische Studioexpertin, aber auch als Gegenpol zum DFB erarbeitet. Sie ist eines, wenn nicht sogar das Gesicht der Organisation "Fußball kann mehr", die sich für einen Wandel beim DFB eingesetzt hat und immer noch einsetzt.
Dass sie sportlich ebenfalls eine große Karriere hingelegt hat, geriet dabei fast immer in den Hintergrund. Nun aber zieht es Schult in die USA. Von einem Traum sprach sie. Interessant: Ausgerechnet die Ausgeglichenheit der Liga nannte die 31-Jährige als Beweggrund. "Man ist in jedem Spiel gefordert und weiß vorher auch nicht, welcher Klub Meister wird", sagte sie dem "NDR".
Mit dem VfL Wolfsburg wurde sie seit 2016 nur einmal nicht Meister. Der Angel City FC wird ab dem Sommer ihr neuer Arbeitgeber sein. Sie wird dort einen Einjahresvertrag mit einer Option auf ein weiteres Jahr erhalten. Den Saisonstart Ende April wird sie verpassen und nach der Europameisterschaft (6. bis 31. Juli) zu ihrem neuen Team in Los Angeles stoßen.
Angel City FC: Superstars unter sich
Der Angel City FC ist auch deshalb ein besonderer Klub, weil er von Hollywood-Star Natalie Portman gegründet wurde. Unter anderem gehören Serena Williams, Billie Jean King, Eva Longoria, Jennifer Garner und Christina Aguilera zu den Eigentümerinnen und Unterstützerinnen.
Mit Christen Press und Ali Riley wird Schult prominente Teamkolleginnen haben. Der Klub wird als feministisches Projekt beschrieben. Rund 16.000 Dauerkarten sollen für die kommende Saison bereits verkauft worden sein. Für Schult scheint es der perfekte Schritt zu sein.
Vorsichtig sein sollte man mit Rückschlüssen auf die deutsche Liga oder den deutschen Frauenfußball insgesamt. Dass Schult mit 31 Jahren nochmal etwas Neues machen will und ihrem Klub freiwillig die Gelegenheit gibt, mit Merle Frohms die aktuelle Stammtorhüterin des DFB als nahtlosen Ersatz zu verpflichten, hat eine persönliche, allerdings keine übergreifende Bedeutung. Bleibt allerdings zu hoffen, dass Schults kritische und wichtige Stimme in den USA nicht verloren geht.
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So geht es jetzt weiter
Ab dem kommenden Wochenende geht es in die entscheidenden Wochen in allen drei Wettbewerben. Am Sonntag treffen die Bayern auf Wolfsburg. Für die Münchnerinnen ist es die letzte realistische Titelchance, die Wölfinnen wollen den Traum vom Triple weiterleben.
Auch hier kommt man abermals nicht am Thema Anstoßzeiten vorbei. Zwar wird die Partie in der ARD übertragen, aber Anstoß ist um 12:30 Uhr. Am Ostersonntag. Keine Pointe. Ein weiteres Kapitel im Buch der bedauerlichen Rahmenbedingungen. Am Montag folgt dann das zweite Halbfinale zwischen Bayer Leverkusen und Turbine Potsdam (18:30 Uhr).
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