Die Bayern stellen die bessere Offensive, der BVB dürfte im Spiel gegen den Ball seine Qualitäten haben. Im Vergleich der Mannschaftsteile und Positionen haben aber die Bayern einen hauchdünnen Vorteil.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Stefan Rommel sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfließen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Fast alles ist gesagt, jetzt dürfen es die Mannschaften am Samstagabend in der Münchener Allianz Arena endlich richten. Im direkten Vergleich der beiden besten Mannschaften der Liga ist es, wie in der Tabelle, sehr eng. Aber am Ende gibt es auch da einen Sieger.

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Torhüter

Yann Sommer spielt - zuerst in Gladbach, nun bei den Bayern - eine gute Saison. In den beiden großen Partien für die Bayern gegen Paris wechselten sich aber auch Licht und Schatten ab. Umso gespannter darf man auf Sommers Leistung nun gegen den BVB sein.

Gregor Kobel ist der große Rückhalt der Borussia, hielt seiner Mannschaft schon mehrfach wichtige Punkte fest. Aber: Kobel kommt aus einer Verletzung, hat seit Ende Februar kein Spiel mehr absolviert.

Trotzdem: Leichter Vorteil für den BVB.

Innenverteidigung

Vermutlich wird Thomas Tuchel an der Grundordnung der Bayern mit der Viererkette nichts ändern. Dayot Upamecano und Matthijs de Ligt dürften dann erste Wahl sein. De Ligt hat sich in der Rückserie erheblich stabilisiert, die große Enttäuschung der WM verarbeitet und ist der heimliche Chef der Bayern-Defensive. Upamecano ist mit seiner Schnelligkeit ein großes Plus bei tiefen Bällen des Gegners, aber immer auch für eine ungestüme Aktion oder einen dicken Bock gut.

Bei der Borussia sind Nico Schlotterbeck und Niklas Süle bestens eingespielt, beide in starker Form und in den Spielen der Rückserie ein echtes Bollwerk im Abwehrzentrum. Dazu kommen noch Schlotterbecks überragende Qualitäten vor dem gegnerischen Tor, mit neun Scorerpunkten ist er der gefährlichste Verteidiger der gesamten Liga.

Fazit: Vorteil BVB.

Außenverteidigung

Joao Cancelo darf auf einen Startelfeinsatz hoffen und könnte den Bayern ein überragendes spielerisches Element bescheren. Allerdings hat Cancelo auch ein paar Schwächen in der Rückwärtsbewegung. Auf der linken Seite stellen die Bayern mit Alphonso Davies den besten Linksverteidiger der Liga, eine Speed-Maschine, stark im Dribbling, mit einem unglaublichen Zug nach vorne.

Die Rollenverteilung bei der Borussia ist dagegen eine ganz andere. Zwar schaltet sich vor allen Dingen Marius Wolf über die rechte Seite auch gerne mit nach vorne ein, das Hauptaugenmerk liegt aber eher auf dem Spiel gegen den Ball. Noch extremer ist dies bei Julian Ryerson, der die Schwachstelle links hinten zwar behoben hat und in der Defensive dank seiner Kampfkraft absolut zuverlässig agiert, nach vorne aber ein überschaubarer Zugewinn für die Mannschaft ist. Mit ihren Münchener Pendants können Wolf und Ryerson im Gesamtpaket nicht mithalten.

Vorteil für die Bayern.

Defensives Mittelfeld

Die Bayern sind im 4-2-3-1 zu erwarten, mit Joshua Kimmich und Leon Goretzka auf der Doppel-Sechs. Keine optimale Besetzung, weil beide Spieler gerne aus ihren Positionen gehen und dabei Löcher entstehen, die der Gegner in Umschaltmomenten nutzen kann. Allerdings bringen beide in der Offensive so viele entscheidende Elemente ein - Kimmich mit seinen Verlagerungen und Chipbällen, Goretzka mit dem Nachrücken und seiner Torgefahr -, dass diese Probleme oft genug auch etwas kaschiert werden.

Bei der Borussia dürfte Emre Can den Anker-Sechser geben und den vor ihm in den Halbräumen spielenden Jude Bellingham und Raphael Guerreiro den Rücken freihalten. Can und Guerreiro waren zuletzt in Top-Form, Bellingham etwas überambitioniert, nicht immer positionstreu und damit schlampiger, als man es vom Engländer gewohnt ist. Außerdem müssen sich Guerreiro und Bellingham auch um Bayerns offensive Mittelfeldspieler kümmern – das könnte zum Problem werden.

Fazit: Punkt für beide Mannschaften.

Offensives Mittelfeld

Mit Leroy Sane und Thomas Müller dürfen beim Gastgeber wohl zwei Spieler starten, die unter Ex-Trainer Julian Nagelsmann nicht immer glücklich waren und nun im wichtigsten Spiel des Jahres mit dem neuen Trainer zeigen können, was wirklich (noch) in ihnen steckt. Die Qualitäten beider Spieler sind hinlänglich bekannt. Dazu kommt mit Kingsley Coman der beste Tempo-Dribbler der Liga.

Beim BVB steht auch genug Qualität auf dem Platz, die zu erwartenden Marco Reus und Julian Brandt waren zuletzt in herausragender Form. Allerdings kommt Brandt aus einer längeren Verletzungspause. Donyell Malen wäre eine Option für die Startelf, um Brandt als Joker in der Hinterhand zu haben. Aber Malen hat gerade in den großen Spielen noch nicht besonders auf sich aufmerksam machen können.

Vorteil für die Bayern.

Angriff

Eric-Maxim Choupo-Moting ist nach seinen Rückenproblemen wieder fit und der klare Unterschiedspieler beim FC Bayern. Eiskalt vor dem Tor und immer wieder mit wichtigen Treffern in engen Spielen, die den Bayern schon acht Punkte gerettet haben. Mit Choupo-Moting als klarem Ziel- und Strafraumspieler steht und fällt das Münchener 4-2-3-1.

Beim BVB ist Sebastien Haller - aus verständlichen Gründen - noch immer ein wenig auf der Suche nach der Bindung zu den Kollegen und nach seiner Form. Der Ivorer ist als Wandspieler wichtig und im gegnerischen Strafraum immer eine Option für ein hohes Zuspiel, aber doch noch ein Stückchen entfernt von der Torgefahr und dem Wert, den Choupo-Moting für das Bayern-Spiel hat.

Vorteil für den FC Bayern.

Unterm Strich sind die Bayern damit einen Hauch vor dem BVB, doch das dürfte nichts daran ändern: Es wird ein enges Spiel am Samstagabend in München.

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