Die Fußball-Welt blickt am Samstag gespannt nach München: In der Allianz Arena trifft der FC Bayern auf Borussia Dortmund. Oder besser gesagt: Der Tabellenerste gastiert beim Zweiten. Wer hat die besseren Karten? Drei Gründe, die für einen Bayern-Sieg und drei Gründe, die für einen BVB-Sieg sprechen.

Steffen Meyer
Eine Kolumne

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Was für den FC Bayern spricht:

Die Erfahrung

Der Kader des FC Bayern ist gespickt mit deutschen Meistern, Weltmeistern und Champions League-Siegern: Spieler wie Manuel Neuer, der am Samstag wieder fit sein soll, Mats Hummels, Thomas Müller oder Javi Martínez haben in ihrer Karriere schon alles gesehen.

Die Partie gegen Dortmund - mag sie noch so entscheidend sein - macht hier niemanden nervös.

Auch das 5:4 im DFB-Pokal-Viertelfinale gegen den 1. FC Heidenheim kann hier durchaus als Beleg herhalten. Bayern spielte zwischendurch vogelwild. Auch, weil Trainer Niko Kovac viel Zeit brauchte, um die Aufstellung nach dem Platzverweis von Niklas Süle anzupassen.

Dass die Bayern das Spiel am Ende zu zehnt trotzdem irgendwie nach Hause brachten, hat mit individueller Klasse zu tun, aber eben auch mit der notwendigen Erfahrung, in kritischen Momenten die Ruhe zu bewahren.

Für einige der jungen Dortmunder ist das Spiel schon eines der größten Highlights der bisherigen Karriere. Das könnte ein Vorteil für die Bayern sein.

Das zentrale Mittelfeld

Dortmunds Axel Witsel wurde im Hinspiel zum Symbol des Dortmunder Sieges. Mit seinem gleichsam physischen wie eleganten Passspiel dominierte er aus dem Zentrum heraus das Spiel.

Seit dem 3:2-Sieg der Dortmunder im Hinspiel hat sich allerdings einiges getan. Dass die Münchner in den vergangenen Monaten überhaupt wieder ins Meisterschaftsrennen zurückfanden, hat viel mit ihrem zentralen Mittelfeld zu tun.

Die Kombination aus Thiago, Javi Martinez, Leon Goretzka und/oder James funktioniert und ergänzt sich in Stärken und Schwächen sehr gut. Viele Duelle zwischen Dortmund und München wurden in den vergangenen Jahren im zentralen Mittelfeld entschieden.

Weil vor allem Bayerns Spiel darauf aufbaut, die Hoheit im Zentrum zu erlangen und von dort aus Angriffe über die Außen zu initiieren. Das könnte am Samstag wieder für Bayern sprechen.

Dortmunds Defensivprobleme

Es ist bekannt, dass auch Bayerns Abwehr in dieser Saison nicht ganz sattelfest ist, doch die Probleme der Dortmunder sind insgesamt noch ein Stück größer. Vor allem jetzt, da Trainer Lucien Favre auf beiden Außenverteidigerpositionen improvisieren muss.

Achraf Hakimi fällt aus. Abdou Diallo offenbar auch. Lukasz Pisczeck ist nach langer Pause gerade erst wieder ins Training eingestiegen. Marius Wolf machte seine Sache als Aushilfe zwar ordentlich, ist aber sicher (noch) keine Idealbesetzung. Auf der linken Abwehrseite sind also Raphael Guerreiro und Marcel Schmelzer die Ersatzkandidaten. Optimal ist das alles nicht.

Die Bayern könnten hier mit Serge Gnabry und Kingsley Coman auf den offensiven Flügeln einen klaren Vorteil im direkten Duell haben.

Was für Borussia Dortmund spricht:

Die Ausgangslage

Dortmund kommt die veränderte Tabellensituation nach dem Patzer der Bayern gegen Freiburg sehr entgegen. Dortmund muss nicht gewinnen und kann Bayern kommen lassen.

Auch Favres taktischem Stil kommt das entgegen. Mit Mönchengladbach gelang es ihm in der Vergangenheit immer wieder, Bayerns Spiel klug zu stören und dann mit schnellen Gegenstößen zuzubeißen.

Dortmund kann sich so voll auf die eigenen Stärken konzentrieren, ähnlich wie Jürgen Klopps Liverpool im Viertelfinal-Rückspiel in der Champions League in München. Nachteil Bayern.

Der Trainer

Man muss es so hart sagen: Borussia Dortmund hat einen klaren Vorteil auf der Trainerposition. Taktikfuchs Lucien Favre ist der aktivere und cleverere der beiden Übungsleiter. Der Schweizer hat zudem eine bemerkenswert positive Bilanz gegen den Rekordmeister.

Fünf Siege konnte Favre gegen die Münchner einfahren. Nur Altmeister Huub Stevens gelangen von den amtierenden Bundesliga-Coaches mehr.

Wie bereits beschrieben, ist es Favre bereits häufiger gelungen, einen perfekten Matchplan gegen die Münchner auszutüfteln. Mit Gladbach zwang er die Bayern durch hohes Pressing immer wieder früh auf die Flügel und damit in die Sackgasse.

Im Hinspiel reagierte er mit klugen Umstellungen (unter anderem spielte Reus zurückgezogener und Alcacer für Götze) auf den Pausenrückstand und drehte so das Spiel. Auch hier: Vorteil Dortmund.

Das Tempo

Guerreiro, Wolf, Reus, Jadon Sancho, Jacob Bruun-Larsen - die Dortmunder können richtig Tempo aufs Spielfeld bringen. Es ist kein Geheimnis, dass gerade Bayerns Hintermannschaft damit enorme Probleme hat, wie es zuletzt gegen Freiburg und Heidenheim wieder einmal sichtbar wurde.

Geht Dortmund in Führung, wird es für die Kovac-Elf schwer werden, die dann umso häufiger drohenden Konter zu verteidigen. Der BVB kann dem FC Bayern hier richtig weh tun.

Es dürfte also ein enges Spiel am Samstag-Abend werden. Die Vor- und Nachteile sind gleichmäßig verteilt. Es wird wie so oft in solchen Spielen auf Kleinigkeiten ankommen, die den Unterschied ausmachen.


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