Die Bundesliga-Saison der Frauen ist beendet. An der Spitze wird der vielleicht bevorstehende Machtwechsel zwischen dem FC Bayern und dem VfL Wolfsburg diskutiert, während ein Absteiger und der letzte reine Frauenfußballklub einen Teil des Rampenlichts verdient haben. Die Gewinner und Verlierer der Saison.

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Die Bundesliga-Saison der Frauen ist beendet. An der Spitze wird der vielleicht bevorstehende Machtwechsel zwischen dem FC Bayern und dem VfL Wolfsburg diskutiert, während ein Absteiger und der letzte reine Frauenfußballklub einen Teil des Rampenlichts verdient haben. Die Gewinner und Verlierer der Saison.

Gewinner: FC Bayern München

Welchen größeren Gewinner gibt es in einer Bundesliga-Saison als den Champion? Der FC Bayern München startete etwas holprig in die Saison, hatte nach vier Spieltagen bereits vier Punkte Rückstand auf den VfL Wolfsburg. Es folgte die Kehrtwende: Am 6. Spieltag übernahm man mit einem verdienten 2:1-Sieg gegen den direkten Konkurrenten die Tabellenführung.

Herbstmeister wurde dennoch der VfL, weil die Bayern in Nürnberg patzten und mit Verletzungen zu kämpfen hatten. Am Ende stehen dennoch 60 Punkte, weil der Punktverlust beim Club der letzte war. Es ist die siebtbeste Saison eines Teams seit 1997 – dem Jahr, in dem die Bundesliga erstmals so ausgetragen wurde, wie wir sie heute kennen. Es ist zudem die zweitbeste Saison der eigenen Vereinsgeschichte.

Bayern scheint ganz oben angekommen zu sein. Wenngleich die Diskussionen rund um eine Wachablösung verfrüht sind, wie das Pokalfinale eindrucksvoll zeigte, so zeigten sich die Münchnerinnen im Saisonverlauf immer leistungsstabiler. Um den Status zu festigen, wird man vor allem an der Konstanz arbeiten müssen – während einer Saison und in den Spielen selbst.

Verlierer: 1. FC Köln und SC Freiburg

In Köln und Freiburg wird man jeweils unzufrieden auf die abgelaufene Saison blicken. Beide haben andere Ansprüche, oder sollten diese zumindest haben. Köln beendet die Saison mit nur 18 Punkten, Freiburg mit 24.

Große Töne spuckte man in der Domstadt nicht. Das Erwartungsmanagement ist dort durchaus realistisch. Natürlich geht es für den Effzeh vor allem darum, die Klasse zu halten und sich weiter in der Bundesliga zu etablieren. Gleichwohl wurde beim 1. FC Köln in den vergangenen zwei bis drei Jahren deutlich mehr investiert als zuvor. Spielerinnen wie Selina Cerci kamen nicht aus Liebe zur Stadt.

Zwar fehlte die Stürmerin häufig verletzt, dennoch ist sie ein gutes Beispiel dafür, dass man in Köln generell einen größeren Fokus auf den Fußball der Frauen gelegt hat. Dafür stagniert die Entwicklung aber zu sehr. Cercis Wechsel zur TSG Hoffenheim ist auch hier wieder ein gutes Beispiel. Kölns Spiel wirkt nach wie vor zu austauschbar, die Neuzugänge taten sich allesamt schwer. Der Nichtabstieg ist tatsächlich das Beste an einer durchwachsenen Saison.

Auch beim SC Freiburg muss man sich kritisch hinterfragen. Viele Jahre sah es danach aus, dass man sich hinter den Top-Teams im oberen Mittelfeld etablieren kann, sogar ab und an nach oben schielt. In dieser Saison aber ging es steil bergab – vor allem in der Rückrunde, wo der SC nur zwei Spiele gewinnen konnte. Bei der Aufarbeitung der Saison sollte man sich nicht nur hinter den Verletzungen verstecken, sondern auch die Frage stellen, ob man das Talent der verfügbaren Spielerinnen immer richtig einbinden konnte.

Freiburgs offensive Spielweise war in der Saison 2022/23 noch häufig unterhaltsam. In dieser Spielzeit ging genau dieser Offensivdrang verloren. 26 Tore sind zehn weniger als im Vorjahr.

Gewinner: SGS Essen

In einem Aspekt sind sich der SC Freiburg und die SGS Essen recht ähnlich: Beide legen großen Wert auf die Ausbildung von Talenten. Die SGS aber schaffte es in der abgelaufenen Saison besser, die Dynamik der jungen Spielerinnen auf den Platz zu bringen.

Der Mix aus einer stark organisierten Defensive, die sich durch hohe Flexibilität zwischen offensivem Anlaufen und tiefer Staffelung ausgezeichnet hat, und schnell ausgespielten Umschaltsituationen brachte Essen letztendlich auf einen herausragenden vierten Platz. Die SGS ist der letzte verbliebene Klub in der Bundesliga, der keine im Profibereich lizenzierte Männermannschaft hat.

Laut der "Sportschau" betrug der Etat für eine komplette Spielzeit im Jahr 2023 1,5 Millionen Euro – was bereits ein enormes Wachstum zu den vielen Jahren davor ist. Zur Einordnung: Der Ligadurchschnitt liegt nach Informationen der Redaktion bei etwas mehr als dem doppelten Wert. Bayern und Wolfsburg befinden sich dabei jenseits der fünf Millionen Euro.

Es kommt medial oftmals zu kurz, was Essen leistet. Seit 2004 spielt man ununterbrochen in der Bundesliga. Spielerinnen wie Lea Schüller oder Lena Oberdorf wurden dort ausgebildet. Auch aus dem aktuellen Kader werden im Sommer wieder viele Talente für größere Klubs interessant werden. Teil des Konzepts, das auf dem riesigen Nachteil beruht, dass die SGS kostendeckend arbeiten muss – anders als die elf anderen Teams der Bundesliga, die allesamt querfinanziert werden.

Oder, um es kurz zu machen: Chapeau!

Verlierer: TSG Hoffenheim

Auch bei der TSG Hoffenheim kann man die Saison sehr kurzbündig beschreiben: Zu wenig. Unter Stephan Lerch blieb die erhoffte Entwicklung aus. Obwohl Eintracht Frankfurt Schwächen zeigte, war man nicht in der Lage, die Chance auf den internationalen Wettbewerb zu ergreifen und rutschte letztendlich sogar hinter Essen auf den fünften Platz.

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Über die sportliche Achterbahnfahrt der TSG berichteten wir unter anderem hier und hier. Klar ist: Seit Gabor Gallai den Klub verlassen hat, fehlt die Identität. Das zuvor engmaschige Kurzpass- und Positionsspiel wurde durch einen gesichtslosen Pressingfußball ersetzt, dem allerdings jegliche Dynamik und Struktur abgeht. Ab Sommer übernimmt Theodores Dedes. Die nächste Chance für einen Neustart.

Gewinner und Verlierer: Eintracht Frankfurt

Von den schwächelnden Hoffenheimerinnen profitierte Eintracht Frankfurt. Beim Blick auf die Tabelle wirkt die Spielzeit der SGE wie schon in den Vorjahren souverän. Mit neun Punkten Vorsprung ist man für die Champions League qualifiziert.

Nur hat man gleichzeitig satte zehn Punkte weniger geholt als in der Saison 2022/23. Ohnehin hätte die Leistung in den neun Spielzeiten davor nur zweimal für den dritten Platz gereicht. Frankfurt hatte eine gute Phase im Herbst und auch jetzt wieder zum Ende der Rückrunde. Zwischendurch sah es so aus, als würde man spielerische Fortschritte machen.

Jahrelang war es das große Problem, tiefstehende Gegner zu knacken. Verbesserte Ansätze präsentierte die Eintracht in einigen der 22 Spiele der Bundesliga, aber eben längst nicht in allen. In mehreren Saisonphasen war man zu statisch und es fehlten die Ideen. Für einen Kader mit dieser Offensivbesetzung ist das schlicht zu wenig. Zufriedenheit wäre deshalb der falsche Weg.

Verlierer: VfL Wolfsburg

Zwei Meisterschaften in Folge verloren, hinzu kommen zahlreiche Abgänge von langjährigen Schlüsselspielerinnen wie Dominique Janssen (noch offen), Ewa Pajor (noch offen) und Lena Oberdorf (FC Bayern).

Immerhin: VW soll nach Informationen der "Sport Bild" bereit sein, noch mehr Geld zu investieren. Ein Umbruch war und ist zwingend notwendig. Allerdings hätte man diesen wohl eher mit Bezug auf alternde Spielerinnen wie Alexandra Popp oder Svenja Huth erwartet. Nun aber muss man Stammspielerinnen ersetzen, die noch einige Jahre auf Top-Level vor sich haben.

Bisher steht nur der Transfer von Janina Minge vom SC Freiburg. Der Standort Wolfsburg hat an Attraktivität verloren. Nicht nur, weil strukturell und geografisch attraktivere Klubs in ihre Frauenabteilung investiert haben, sondern auch, weil Wolfsburg fußballerisch an Glanz verloren hat. Umso entscheidender wird der Transfersommer sein. Mit der komplizierten Aufgabe, die Machtverhältnisse in Deutschland wieder gerade zu rücken.

Gewinner: Die Aufsteiger

Dass RB Leipzig die Klasse hält, war nicht immer so sicher wie in den vergangenen Wochen. Doch wie sich das Team zuletzt gesteigert hat, war beeindruckend. Defensiv meist stabil, offensiv mit gnadenloser Effizienz. Leipzig ist verdient in der Bundesliga geblieben. Auch wenn jetzt schon absehbar ist, dass mit den Mitteln von Red Bull in naher Zukunft größere Erwartungen gestellt werden.

Das ist der große Unterschied zum 1. FC Nürnberg, an dem sich das große Loch zwischen der 1. und der 2. Bundesliga sehr gut aufzeigen lässt. Finanziell sind die Unterschiede enorm, sportlich spiegelt sich das dann wider. Trotzdem ist Nürnberg ein Gewinner dieser Saison.

Es wäre legitim gewesen, sich vornehmlich hinten reinzustellen und auf entsprechende Umschaltsituationen zu hoffen, die am Ende vielleicht einen glücklichen Klassenerhalt ermöglichen. Doch der FCN blieb sich auch in der obersten Spielklasse treu, hielt am offensiv orientierten Stil fest. Damit lieferte man nicht nur unterhaltsame Spiele ab, sondern eroberte auch die Herzen vieler Fans. Mit dieser Einstellung dürfte der direkte Wiederaufstieg möglich sein.

Nürnberg ist trotz Abstieg definitiv kein Verlierer dieser Bundesliga-Saison.

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