Die Winterpause ist passé, endlich rollt der Ball wieder in der Frauen-Bundesliga. Eintracht Frankfurt, Bayern München und Bayer Leverkusen sind oben punktgleich, der VfL Wolfsburg folgt knapp dahinter. Die vier Teams sorgen für Europas engsten Titelkampf.
Die Frauen-Bundesliga startet mit einem historischen Vierkampf um die Meisterschaft in ihre heiße Phase. Und das nach 13 Jahren rot-grüner Dominanz, in denen der Meister immer aus München oder Wolfsburg kam.
Eintracht Frankfurt (1. Platz, 29 Punkte), Bayern München (2. Platz, 29 Punkte), Bayer Leverkusen (3. Platz, 29 Punkte) und Wolfsburg (4. Platz, 28 Punkte) stehen dicht beieinander – nur ein Punkt trennt die ersten vier Teams.
Damit bietet die Frauen-Bundesliga den mit Abstand spannendsten Titelkampf der europäischen Topligen: Während in Deutschland zwischen Platz eins und Platz zwei nur das Torverhältnis unterscheidet, liegen in Englands Women’s Super League sieben Punkte zwischen Tabellenführer Chelsea und dem ersten Verfolger Manchester United.
Auch in Frankreichs Liga F liegt Tabellenführer Olympique Lyon sieben Punkte vor Paris FC, genau wie in Italien, wo Juventus sieben Punkte Vorsprung auf Inter hat. In Spaniens Liga F sind es sogar elf Punkte Unterschied zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid.
Doch was macht die Frauen-Bundesliga derzeit so attraktiv? Wir machen den Formcheck der Titel-Kandidatinnen.
Eintracht Frankfurt: Traum-Sturm aus Awonyi und Freigang
Eintracht Frankfurt führt die Tabelle punktgleich mit Bayern und Leverkusen an. Dass es oben so eng ist, ist laut Frankfurts Trainer Niko Arnautis "das Beste, was dem Frauenfußball passieren kann". Seine Mannschaft beeindruckt bislang sowohl vorne (38 Tore) als auch hinten (fünf Gegentreffer) mit den besten Werten der Liga.
Im Sturm haben die Adlerinnen mit den beiden DFB-Stars
Dem "kicker" gegenüber zeigte sich die 26-jährige Freigang zuletzt bescheiden, als es um Frankfurts Titelchancen ging, sagte bloß: "Wir sind uns der Möglichkeit bewusst. Das eine oder andere Mal fällt das Wort auch und man träumt mal für ein, zwei Minütchen", erklärt sie. Die Tabellensituation sei jedoch "eine Momentaufnahme".
Um die Titelchance zu wahren, muss Frankfurt in den direkten Duellen mit Wolfsburg und Bayern punkten. Das gelang in der Hinrunde ausgezeichnet: Frankfurt besiegte die Wölfinnen 3:0, gegen die Bayern-Frauen gab es immerhin ein Unentschieden.
FC Bayern muss auf Stanway, Zadrazil und Oberdorf verzichten
Der amtierende Meister Bayern München setzt weiterhin auf Ballbesitzfußball und präzises Passspiel. Kein Team spielt mehr erfolgreiche Pässe als die Mannschaft von Trainer Alexander Straus. Standardsituationen sind ein weiteres Prunkstück – besonders die Außenverteidigerinnen Caro Simon und Giulia Gwinn glänzen immer wieder als Vorbereiterinnen.
Ein großer Nachteil im Meisterschaftskampf ist das Verletzungspech im Kader. Besonders im eigentlich so stark besetzten Mittelfeld gibt es große Probleme. Georgia Stanway musste operiert werden und wird monatelang fehlen. Star-Zugang
Die Verpflichtung von Michelle Ulbrich zur Stabilisierung der Abwehr und die Hoffnung auf Momoko Tanikawa im offensiven Mittelfeld könnten diese Lücken zumindest teilweise schließen.
Bayer Leverkusen mit glücklichem Händchen auf dem Transfermarkt
Bayer Leverkusen ist die Überraschung dieser Saison. Das Team beeindruckt mit starkem Pressing und einer robusten Defensive (nur neun Gegentreffer), zudem schlug die 21-jährige Cornelia Kramer, die erst im Sommer zu Leverkusen wechselte, direkt ein. Sechs Tore und eine Vorlage stehen auf dem Konto der Dänin.
Als ähnlich starker Transfer könnte sich ein Winter-Zugang entpuppen: Die Verpflichtung der englischen U23-Nationalspielerin Ruby Grant könnte dem Mittelfeld weitere Stabilität verleihen.
Trotz aller Fortschritte bleibt die Mannschaft von Coach Roberto Pätzold nicht ohne Schwächen. Ballverluste im eigenen Drittel sind ein ernsthaftes Problem und könnten in entscheidenden Momenten den Unterschied ausmachen.
Dennoch ist die mannschaftliche Geschlossenheit ein Trumpf, der Leverkusen im Titelrennen halten könnte. Außerdem kommt Bayer mit Wettkampferfahrung aus der Winterpause, konnte das Wiederholungsspiel gegen Freiburg vor wenigen Tagen mit 2:1 für sich entscheiden.
Schlag für Wolfsburg: Merle Frohms und Jule Brand wollen weg
Der VfL Wolfsburg startet mit einem Punkt Rückstand auf das Führungstrio in die verbleibenden Spiele. Trotz der Hypothek sprechen die enorme Erfahrung und die Klasse von Spielerinnen wie Alexandra Popp und Svenja Huth für die Wölfinnen. Kein Team kreiert mehr Chancen oder Schüsse auf das Tor.
Allerdings hapert es noch bei der Effizienz im Abschluss. Zudem stehen die bevorstehenden Sommer-Abgänge von Merle Frohms und Jule Brand im Raum. Diese könnten die Moral in der Kabine dämpfen, nachdem die Wölfinnen im vergangenen Jahr mit Lena Oberdorf (FC Bayern) und Ewa Pajor (FC Barcelona) schon zwei Stars verloren hat.
Sara Doorsoun: "Total attraktiv, was gerade passiert"
Die aktuelle Situation zeigt eindrucksvoll die gestiegene Qualität und Ausgeglichenheit der Frauen-Bundesliga. Ein Vierkampf mit ungewissem Ausgang bahnt sich an. Der Showdown beginnt am Freitagabend mit dem Topspiel zwischen Frankfurt und Leverkusen, Spannung ist garantiert.
Frankfurts Abwehrchefin Sara Doorsoun brachte es gegenüber dem SID auf den Punkt: "Jetzt ist es so, dass jedes Team jede Mannschaft schlagen kann. Man muss seine Aufgaben erfüllen. Deswegen finde ich es total attraktiv, was gerade in der Bundesliga passiert."
Verwendete Quellen:
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