Frankfurter Oktoberfest: Überall auf der Welt wird das Münchner Oktoberfest nachgeahmt, in Frankfurt wird sogar länger als in Bayern gefeiert.

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Bei der Musik gehen die Veranstalter eigene Wege, aber bei der Kleidung sind sie strenger als die Wiesnwirte.

Wann und wo?

Am Mittwoch, 18. September, heißt es auf dem Frankfurter Oktoberfest "O’zapft is" – in Kopie des bayerischen Originals. Die hessische Gaudi wird am Frankfurter Stadion veranstaltet, das Festzelt steht auf dem Parkplatz P9 zwischen Stadionbad und Arena. In Frankfurt startet man nicht nur unter anderem Slogan, man feiert auch länger: Der Beginn liegt fünf Tage vor den Münchnern, und Schluss ist in Frankfurt erst eine Woche später, am 13. Oktober. Zudem öffnet das Zelt jeweils um 17.30 Uhr, und gefeiert wird bis 24 Uhr – eine halbe Stunde länger als in den großen Bierzelten auf dem Münchner Original. Dort gibt es von 22.30 Uhr an schon kein Bier und keine Musik mehr.

Was wird geboten?

Megastimmung, so versprechen es die Veranstalter. "O’zapft wird" am 18. September mit dem Ballermann-Musiker Mickie Krause. Er steht am 9. Oktober noch einmal auf der Festzeltbühne, Sänger Oli P. ist für den 25. September angekündigt, der "Layla"-Interpret Schürze steht am 3. Oktober zusammen mit dem Musiker Almklausi, bekannt für seinen Hit "Mama Lauda", auf dem Programm. Außerdem spielt täglich die "Frankfurter Oktoberfest Band", jeden Sonntag ist Familien-und Partyfrühschoppen, der von 10.30 bis 16 Uhr dauert. Nicht ausgeschlossen sind spontane Auftritte: Vor einem Jahr überraschte Schlagerstar Heino mit einem spontanen Auftritt, im Jahr davor stand Ed Sheeran plötzlich nach seinem Konzert in der benachbarten Arena im Zelt.

Anders als beim Original besteht das Oktoberfest am Main nur aus dem Zelt. Wer Kirmes, Karussell und Riesenrad sucht, findet sie noch bis zum 22. September auf der Herbst-Dippemess’ auf dem Festgelände an der Eissporthalle.

Wie komme ich hin?

Sofern kein Heimspiel von Eintracht Frankfurt ansteht, könnte man auch mit dem Auto kommen. Das Parken auf dem Waldparkplatz kostet 3,50 Euro, auf dem Parkplatz P9 vorm Stadion 5 Euro. Empfohlen werden dennoch die öffentlichen Verkehrsmittel, direkt vor das Festzelt fährt die Buslinie 61, die zwischen dem Südbahnhof und der Station "Stadion/ Osttribüne" verkehrt. Alternativ fährt die Straßenbahnlinie 21 vom Hauptbahnhof zur Station "Stadion", von dort sind es noch zehn Minuten Fußweg bis zum Festzelt.

Was kostet der Spaß, und wo gibt es Tickets?

Ohne Eintritt gibt es nichts, und mit Ticket kommen nur Erwachsene ins Zelt: Ein Platz an einem der Tische im Innenraum kostet 50 Euro, im Preis enthalten sind 12 Euro Guthaben für die Bestellung von Getränken und Essen. Wer mit Freunden oder Kollegen einen Tisch in einer Box und in der Alm bevorzugt, bezahlt 60 Euro, hier sind Verzehrgutscheine für 20 Euro inklusive.

Der Eintritt zu den Frühschoppen und Familienevents kostet 15 Euro. Hier gibt es keine Altersbegrenzung, Kinder unter zwölf Jahren haben freien Eintritt.

Karten gibt es auf der Internetseite www.frankfurter-oktoberfest.de oder unter der Rufnummer 069-8092 03 28 sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen. An der Abendkasse werden Flanierkarten ohne Sitzplatz verkauft. Um sie zu ergattern, sollte man um 17.30 Uhr an der Kasse sein und bar zahlen können.

Was kommt in die Maß, und was kostet sie?

In der Maß – die korrekte Aussprache ist Mass mit kurzem a – gibt es im Festzelt Binding Festbier, Radler, alkoholfreies Bier und Weizen – bayerisch: Weißbier. Ob der Liter Bier im Krug Maß oder Mass geschrieben wird, darüber sind sich auch die Bayern nicht einig. Während die Stadt München, die Augustiner und die Paulaner Brauerei Maß schreiben, schenken Löwenbräu, Spaten, Hacker-Pschorr und Hofbräu in Mass aus. Eins ist jedoch sicher: Jede Maß/ Mass auf der Wiesn ist teurer als der Liter Bier auf dem Frankfurter Oktoberfest, wo er 11,80 Euro kostet. In München liegt der Preis mittlerweile zwischen 14,10 Euro und 15,10 Euro.

Die Frankfurter Speisekarte setzt sich aus einer Mischung aus bayerischen und hessischen Spezialitäten zusammen. Es gibt sowohl Obatzda und Schweinshaxe mit Knödeln und Sauerkraut als auch Handkäs’ mit Musik und gekochten Tafelspitz mit Grüner Soße und Salzkartoffeln. Für Vegetarier werden Knödel, Käsespätzle, Grüne Soße und eine Pokébowl angeboten.

Was ziehe ich an?

Auf dem Frankfurter Oktoberfest herrscht Trachtengebot. Von Männern wird mindestens ein kariertes Hemd erwartet. Der Veranstalter behält sich ausdrücklich vor, von seinem Hausrecht Gebrauch zu machen, wenn die Kleidung nicht angemessen erscheint. Definitiv keinen Einlass gebe es mit sportlicher Kleidung wie Jogginghosen oder Trikots, Kleidung mit Vereinslogo, unabhängig, von welchem Verein oder welcher Sportart.

Unter den Frauen sind Dirndl die beliebteste Festkleidung, wer seines ganz ohne Kenntnis der bayrischen Gepflogenheiten trägt, könnte leicht falsche Botschaften senden. Die Positionierung der Schleife verrät Kennern nämlich einiges über ihre Trägerin: Ist die Schleife links vorne gebunden, zeigt sie damit, dass sie Single ist. Die Schleife in der Mitte signalisiert Jungfräulichkeit, rechts getragen signalisiert sie, dass die Frau vergeben ist. Wer die Schürze hinterm Rücken in der Mitte zubindet, gilt als verwitwet oder kellnert.

Seit wann gibt es das Oktoberfest?

In München geht das Volksfest auf ein Pferderennen am 17. Oktober 1810 zurück, das zu Ehren der Hochzeit des Kronprinzen Ludwig von Bayern und Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen abgehalten wurde. Der Festplatz, der damals noch außerhalb der Stadt lag, wurde nach der Braut später "Theresienwiese" getauft. In Frankfurt hat die Schaustellerfamilie Hausmann die Oktoberfest-Tradition im Jahr 2009 begründet und folgte damit Vorreitern im nahen Mainz, die einige Jahre zuvor anfingen.

Wo auf der Welt gibt es sonst noch Wiesn-Kopien?

Zu den erfolgreichsten Wiesn-Exporten zählt eine Veranstaltung im chinesischen Qingdao, die knapp drei Millionen Besucher anzieht. Das Oktoberfest in Kitchener in Kanada kommt auf 700.000 Gäste und das Fest im brasilianischen Blumenau noch auf rund 600.000.

Auch in Deutschland gibt es immer mehr Städte, die dem bayerischen Volksfest nacheifern. Außer in Frankfurt wird unter anderem auch in Hannover, Hamburg, Dresden, Mainz und Dortmund ein Oktoberfest gefeiert.

Was hat Frankfurt, was auf der Theresienwiese nicht zu finden ist?

Eine Pflicht zur Tracht gibt es beim Münchner Original nicht. Besitzer einer echten Tracht wissen, wie teuer ein gutes Dirndl oder eine Lederhose ist, und haben größtenteils Verständnis dafür, dass man als einmalige Besucher nicht so viel Geld in die Hand nehmen will. Mit etwas Argwohn betrachtet dagegen so mancher Münchner die billigen Trachtenkostüme, die es beim Kaffeehändler oder in Faschingsläden gibt. Jeans und T-Shirt sind für den Wiesnbesuch völlig angemessen und längst das wirklich traditionelle Oktoberfest-Outfit. Bis in die Neunzigerjahre tanzte man fast nur in Alltagskleidung auf der Bierbank.

Auch Auftritte bekannter Schlagersänger sind in München unüblich. Wobei die Bands in den Festzelten ihre Lieder durchaus spielen, bis 18 Uhr sind die Betreiber der Zelte aber dazu angehalten, traditionelle Blasmusik zu bieten. Das soll älteren Besuchern und Familien entgegenkommen. Ausgelassene Partystimmung, wie man sie vom Après-Ski oder den Mallorca-Partys kennt, ist erst am Abend gewünscht.

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Eintritt fürs Zelt kennt man auf der Wiesn nicht. Ein Viertel der Plätze darf grundsätzlich nicht reserviert werden. Am Wochenende und am Feiertag sind bis 15 Uhr sogar die Hälfte aller Sitzplätze von der Reservierung ausgenommen, danach immer noch gut ein Drittel. Gerade am Wochenende braucht man trotzdem etwas Glück, um einen freien Sitzplatz zu finden. Durch diese Regelung gibt es bei Öffnung der Eingänge regelmäßig Wettrennen in die Festzelte, die teils in chaotische Schlachten ausufern.  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

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