Selbst als der Mann in Handschellen gefesselt zur Bundespolizeiwache abgeführt wird, beruhigt er sich nicht.
Er versucht, einem der Sicherheitsleute der Deutschen Bahn eine Kopfnuss zu geben, tritt gegen die Beine eines anderen und droht ihnen: "Wenn ich wiederkomme, haue ich euch tot", berichtet die Bundespolizei über den Einsatz am 17. Januar. Auch als Bundespolizisten zur Unterstützung kommen, beruhigt sich der 29-Jährige nicht.
Weil er im Hauptbahnhof ein Hausverbot hat, wollten Securitys ihn daran hindern, das Gebäude zu betreten. Der Mann schubste die Sicherheitskräfte zur Seite, bevor mehrere Securitys ihn zu Boden brachten und Handschellen anlegten. Ein Alkoholtest ergab 2,2 Promille. Der polizeibekannte Mann muss sich nun wegen Bedrohung, Körperverletzung, Hausfriedensbruch sowie Beleidigung vor Gericht verantworten.
Anstieg der Kriminalität am Kölner Hauptbahnhof um 4,4 Prozent
Szenen wie diese gehören zum Alltag der Bundespolizei am Kölner Hauptbahnhof. Im vergangenen Jahr zählte die Behörde bis einschließlich Oktober 309 Körperverletzungsdelikte in und um den Hauptbahnhof, wie die Behörde auf Anfrage des "Kölner Stadt-Anzeiger" mitteilte. Insgesamt registrierte sie 4600 Delikte. Das sind rund 4,4 Prozent mehr als im selben Zeitraum des Jahres zuvor.
Schaut man nur auf die absoluten Zahlen, ist der Kölner Hauptbahnhof damit der mit Abstand gefährlichste Bahnhof in Nordrhein-Westfalen. Auf Platz zwei und drei folgen der Hauptbahnhof in Dortmund (2.924 Delikte) und der Hauptbahnhof Aachen (2197 Delikte), dicht gefolgt vom Hauptbahnhof Düsseldorf (2.036 Delikte).
Allerdings: Setzt man die Anzahl der Straftaten ins Verhältnis zur Zahl der Besucher und Reisenden, die sich jeden Tag in den Bahnhöfen tummeln, ergibt sich ein ganz anderes Bild. Mit großem Abstand landen die vergleichsweise kleinen Bahnhöfe Aachen (0,080 Straftaten pro Kopf) und Hamm (0,049 Straftaten pro Kopf) auf den ersten beiden Plätzen der gefährlichsten Bahnhöfe Nordrhein-Westfalens. Köln (0,015 Straftaten pro Kopf) folgt erst auf Platz fünf.
Die Zahlen zeigen: Der Kölner Hauptbahnhof ist sicherer als es auf den ersten Blick scheint. Das wird auch bei einem genaueren Blick auf die Zahl der Körperverletzungsdelikte deutlich. Insgesamt stieg die Zahl der Körperverletzungsdelikte an Bahnhöfen in Nordrhein-Westfalen im vergangenen Jahr bis Ende Oktober auf 1367, das sind 6,8 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2023.
Damit liegt NRW im bundesweiten Trend. In Köln registrierte die Bundespolizei im vergangenen Jahr bis Ende Oktober mit 309 zwar die mit Abstand meisten in Nordrhein-Westfalen. Das sind fast genauso viele, wie im Jahr zuvor (308). In Dortmund gab es mit 151 Körperverletzungen zwar weniger als die Hälfte Körperverletzungen, dafür zählt der Dortmunder Hauptbahnhof aber auch nur rund ein Drittel so viele Gäste wie der in Köln.
Bundesweit sind in deutschen Bahnhöfen in den ersten zehn Monaten des Jahres 2024 mehr Körperverletzungen registriert worden als im gesamten Vorjahr. Die Zahl stieg von Januar bis Ende Oktober auf rund 10.600, wie die Bundespolizei in Potsdam mitteilte bereits Anfang Januar mitteilte. Im gesamten Jahr 2023 waren der Polizei 10.115 Fälle bekannt geworden.
Deutlicher Ausbau der Videobeobachtung in Bahnhöfen der Deutschen Bahn
Nach der Messerattacke von Solingen hatte die Bundesregierung Ende Oktober ein Sicherheitspaket beschlossen, zu dem auch ein Messerverbot auf Großveranstaltungen gehört. Im öffentlichen Personennahverkehr sollen die Länder demnach Messer- und Waffenverbote erlassen können. Im Fernverkehr der Bahn, aber auch in Bussen und Schiffen soll ein generelles Verbot gelten. In Köln hatte die Bundespolizei beispielsweise am 11.11. und in der Silvesternacht an mehreren Bahnhöfen Waffenverbotszonen eingerichtet.
"Wir beobachten ebenso wie die Behörden eine kontinuierlich sinkende Hemmschwelle für Gewalt", sagte eine Sprecherin der Deutschen Bahn zu den Zahlen. Täglich frequentierten rund 20 Millionen Reisende und Besucher die 5.700 deutschen Bahnhöfe. Deutschlandweit seien rund um die Uhr knapp 6.000 Beamte der Bundespolizei und rund 4.500 Sicherheitskräfte für die Deutsche Bahn im Einsatz.
Die Deutsche Bahn investiert den Angaben nach jedes Jahr mehr als 200 Millionen Euro für mehr Sicherheit. Außerdem habe man bis Ende 2024 die Zahl der Videokameras in Bahnhöfen auf insgesamt 11.000 ausgebaut. "Der Einsatz von Videotechnik an Bahnhöfen ist ein wichtiger Baustein, um die Sicherheit weiter zu erhöhen."
Das betont auch Andrea Hoffmeister, Polizeihauptkommissarin der Bundespolizeidirektion Sankt Augustin. Sie sagt: "Der Ausbau der Videoüberwachung an den Bahnhöfen zeigt Wirkung." So habe sich etwa die Zahl der mittelts Videotechnik in Bahnhöfen im Großraum Köln/Bonn/Siegburg aufgeklärten Straftaten 2024 im Jahresvergleich nahezu verdoppelt (596 zu 294). (mit dpa) © Kölner Stadt-Anzeiger
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