Düsseldorf - Der frühere NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) und der Sänger Peter Maffay haben mehr Aufklärung junger Menschen und ihre Erziehung zur Toleranz gefordert, um den wachsenden Antisemitismus einzudämmen.

Mehr News aus Nordrhein-Westfalen finden Sie hier

"Wir haben heute mehr Antisemitismus als je zuvor", sagte Laschet in Düsseldorf. "Antisemitismus war immer da seit dem 8. Mai 1945", sagte er mit Blick auf das Ende der Nazi-Diktatur 1945. "Er war nie weg."

Es gebe in Deutschland heute rechten, linken, migrantischen und sogar akademischen Antisemitismus an Hochschulen. Der Antisemitismus sei heute lebendiger als vor dem Massaker der islamistischen Hamas in Israel am 7. Oktober 2023. Jeder Generation, besonders der multikulturellen jungen Generation, müsse heute neu erklärt werden, was Antisemitismus sei.

Der ehemalige Unionskanzlerkandidat und heutige Bundestagsabgeordnete wurde von der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf für sein Engagement gegen Antisemitismus und für Israel mit der Josef-Neuberger-Medaille ausgezeichnet. Die Laudatio in der Synagoge hielt sein langjähriger Freund Peter Maffay (75).

"Die Tonleiter hat keine Farbe"

Maffay betonte, besonders traumatisierten Jugendlichen aus Krisengebieten müsse klargemacht werden, dass alle Menschen in der Welt ein Recht auf Existenz hätten, unabhängig von ihrer Herkunft. Als Musiker wolle er auch mit seiner Stiftung seinen Beitrag zur friedlichen Koexistenz leisten. "Wir kennen in unserer Arbeit hauptsächlich acht Töne. Die Tonleiter hat keine Farbe, keine Nationalität, die versteht jeder." Und es gebe noch den "neunten Ton". Das sei der gute Ton im Umgang miteinander. "Man muss der nachwachsenden Generation das Rüstzeug an die Hand geben, sich nicht manipulieren zu lassen und eine neutrale Sichtweise zu entwickeln."

"Nie laut, sondern eher leise"

Laschet kämpfe seit Jahrzehnten mit Leidenschaft und großem Engagement für eine Welt, in der es keinen Hass, keine Hetze und keine Kriege gebe, sagte Maffay in seiner Laudatio. Dabei lasse er sich stets vom Bemühen um Ausgleich und Versöhnung leiten. "Dabei bist du nie laut, sondern eher leise." Laschet agiere mit diplomatischem Geschick hinter den Kulissen - "weil es dir um die Sache geht und nicht um dich."

Das Massaker der islamistischen Hamas und anderer Extremisten am 7. Oktober 2023 in Israel zeige jedoch, dass ein Ende von Hass und Gewalt nicht in Sicht sei, sagte Maffay. "Selbstverteidigung ist ein Menschenrecht, aber Krieg ist keine Lösung." Frieden sei die einzige Lösung. "Ohne Vergebung und Versöhnung gibt es keinen Neubeginn." Dafür brauche es menschliche Größe und Mut, so wie es einst der jüdische NRW-Justizminister Josef Neuberger (1902-1977) gezeigt habe, der vor den Nazis geflohen sei, überlebte und nach dem Krieg den Wiederaufbau Deutschlands mitgestaltete.

Mit der renommierten Neuberger-Medaille wurden bisher unter anderem die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Rockband Die Toten Hosen ausgezeichnet.  © Deutsche Presse-Agentur

Verleihung der Josef-Neuberger-Medaille 2024
Der Sänger Peter Maffay engagiert sich seit Jahren gegen Antisemitismus © dpa / Christoph Reichwein/dpa
Nachrichten aus anderen Regionen
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.