Düsseldorf - Eine Warnung über einen möglichen Anschlagsplan des Magdeburger Attentäters ist schon Ende 2023 aus Nordrhein-Westfalen gekommen.
Im Zuge einer jahrelangen Auseinandersetzung zwischen dem Arzt und einem Kölner Flüchtlingsverein habe die Vereinsvorsitzende im Dezember 2023 die Polizei Köln auf mögliche Anschlagsabsichten hingewiesen. Das sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) im Innenausschuss des Landtags. Der Staatsschutz NRW habe daraufhin den Staatsschutz in Sachsen-Anhalt als zuständige Behörde informiert.
Allerdings wurde eine zweite Warnung der Vereinsvorsitzenden von Mitte 2024 nicht an den Staatsschutz weitergeleitet. Die Frau habe bei einer Vernehmung erneut auf einen verdächtigen Post des aus Saudi-Arabien stammenden Arztes im Netz hingewiesen. Diesmal sei der Hinweis aber nicht weitergeleitet worden, sagte Reul. "Das hätte passieren müssen." Das habe die Polizei in Köln mittlerweile auch erkannt und werde nachbereitet.
Unmut im ganzen Land gestreut
"Der Attentäter war für die Sicherheitsbehörden ja kein Unbekannter", sagte Reul. Auch nach Bewertung der NRW-Sicherheitsbehörden sei der Mann "eine psychisch auffällige Person und ein sogenannter Vielschreiber" gewesen, der seinen Unmut auch an unterschiedlichen Briefkästen im ganzen Land gestreut habe. "In persönlichen Kontakt mit den Polizeibeamten wirkte er verwirrt."
Der Mann hatte die NRW-Polizei und Justiz mit einer Vielzahl von Anzeigen gegen die Vorsitzende des Kölner Vereins über Jahre beschäftigt. Er wandte sich auch in einer E-Mail an eine Sammeladresse des NRW-Innenministeriums. Auf Verfügung der Kölner Staatsanwaltschaft wurde Ende September 2023 auch eine Gefährderansprache des Mannes in Sachsen-Anhalt veranlasst. Dabei ging es um die Bedrohung gegen einen Justizbeamten in Köln.
Elf Ermittlungsverfahren allein in Köln
Bei der Staatsanwaltschaft Köln sind nach Justiz-Angaben schon seit 2011 insgesamt elf Ermittlungsverfahren anhängig geworden, bei denen es um Anzeigen des späteren Attentäters ging. Der Mann hatte nach Angaben Reuls 2009 zeitweise auch in Düsseldorf und später auch einmal in Bochum gewohnt.
Kurz vor Heiligabend war der Mann mit einem Auto über den Weihnachtsmarkt in Magdeburg gerast. Sechs Menschen starben, darunter ein neunjähriger Junge. Fast 300 Menschen wurden verletzt. Der Täter, ein Arzt aus Bernburg südlich von Magdeburg, stammt aus Saudi-Arabien, lebt seit 2006 in Deutschland und erhielt 2016 Asyl als politisch Verfolgter. Er war in den vergangenen Jahren an verschiedenen Stellen aufgefallen. Er sitzt in Untersuchungshaft. © Deutsche Presse-Agentur
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.