Im Winter-Trainingslager in Doha in Katar bereitet der FC Bayern München seinen Angriff auf Bundesliga-Tabellenführer Borussia Dortmund vor. Vier Stars der Bayern stehen bis zum 10. Januar unter besonderem Druck. Sie müssen sich Coach Niko Kovac nach enttäuschender Hinrunde neu empfehlen. Fünf andere nicht - sie gehörten zu den Gewinnern der Hinrunde.

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Wer waren die Gewinner und Verlierer der Bayern-Hinrunde 2018/19?

Ein Überblick

Die Gewinner

Serge Gnabry

Nicht wenige Beobachter fragten sich vor der Saison, ob der 23-jährige Offensivmann schon das Format für den FC Bayern habe.

Die Hinrunde hat gezeigt: Gnabry kann nicht nur mithalten, sondern setzt immer wieder wichtige Akzente in Bayerns Angriff.

Gnabry hat einen guten Instinkt vor dem Tor und bringt Power ins Spiel. Mit sechs Torbeteiligungen in der Liga in etwas mehr als 700 Minuten weist Gnabry eine bessere Quote auf als die Altmeister Arjen Robben und Franck Ribéry. Auch Thomas Müller ließ Gnabry damit hinter sich.

Besser werden muss der Offensivspieler in der Vorbereitung von guten Abschlüssen. Hier agiert er noch zu hektisch und muss häufiger den Kopf hochnehmen.

Insgesamt dennoch ein vielversprechender Start und damit ein eindeutiger Gewinner der Hinrunde.

Leon Goretzka

Der Neuzugang vom FC Schalke 04 brauchte eine Weile, um seine Rolle in der Mannschaft zu finden.

Goretzka hat keine natürliche Position. Er kann im Mittelfeld so gut wie jede Rolle einnehmen, was einerseits ein Vorteil ist, andererseits aber dafür sorgt, dass es auf jeder Position meist einen Spezialisten gibt, der einem Allrounder wie ihm vorgezogen werden könnte.

Erst ganz am Ende der Hinrunde rückte der Nationalspieler mit der Umstellung auf eine Doppelsechs fest in die Startelf. Seit dem 2:0-Erfolg gegen Athen Ende Oktober stand er fast durchgängig auf dem Platz und machte seine Sache meist gut.

Vor allem in den gemeinsamen Auftritten mit Joshua Kimmich überzeugte Goretzka als Antreiber und Dauerläufer in der Zentrale.

Goretzka hat gerade in der erfolgreichen Schlussphase der Hinrunde Punkte gesammelt.

Kingsley Coman

Es wirkt vielleicht etwas komisch, einen Spieler als Gewinner zu bezeichnen, der in der Hinrunde gerade einmal drei Pflichtspiele von Anfang an bestritten hat.

Doch Kingsley Comans Wert für den Verein wurde vor allem dann deutlich, als er verletzt fehlte. Deshalb ist er trotz der langen Pause ein Gewinner.

Seine Qualitäten im Dribbling sind so einzigartig, das Bayerns Offensivspiel ohne ihn phasenweise zum Erliegen kam. Dass es im Dezember so viel besser lief, hatte auch mit seiner Rückkehr zu tun.

Coman bringt eine zusätzliche Dimension in Bayerns Spiel. Fünf erfolgreiche Dribblings pro 90 Minuten. Damit steht Coman trotz weniger Auftritte ligaweit ganz oben.

Er ist momentan der Einzige, der mit dem Speed von europäischen Top-Klubs wie dem kommenden Champions League-Gegner Liverpool mithalten kann. Er muss nur gesund bleiben.

Niklas Süle

Auch wenn Süle - wie alle seiner Defensivkollegen - nicht frei von Fehlern war, hat diese Hinrunde eines ziemlich deutlich gezeigt: In der Innenverteidigung des FC Bayern steht eine Wachablösung bevor.

Süle war in dieser Hinrunde eindeutig der Innenverteidiger Nummer eins für Bayern-Coach Niko Kovac. Nur Manuel Neuer, Joshua Kimmich und Robert Lewandowski verbuchten mehr Einsatzminuten als Süle.

In den letzten vier Hinrundenspielen mit vier Siegen und keinem einzigen Gegentor, stand Süle immer über 90 Minuten auf dem Feld.

Mit seiner Mischung aus robustem Zweikampfverhalten und klugem Stellungsspiel scheint er bereit zu sein, eine Führungsrolle auf dem Feld zu übernehmen.

Robert Lewandowski

Es war mit Spannung erwartet worden, wie Niko Kovac mit dem im Vorjahr wechselwilligen und häufig missmutigen Weltklasse-Stürmer zurechtkommen würde. Nach der ersten Saisonhälfte kann man die Bedenken beiseiteschieben.

Lewandowski stellte sich in der kritischsten Phase nicht nur öffentlich hinter den Trainer, sondern hat seine herausragende Klasse auf dem Platz erneut unter Beweis gestellt.

19 Tore in 23 Pflichtspielen sind eine herausragende Quote, wenngleich der Pole in der Liga wohl dieses Mal keine 30 Tore erreichen wird. Hinzu kamen drei Treffer im Supercup gegen Frankfurt.

Noch auffälliger: Lewandowski glänzt in dieser Saison auch als mitspielender Stürmer.

Mit fünf Torvorlagen in der Bundesliga hat er seinen Rekordwert beim FC Bayern schon nach der Hälfte der Saison eingestellt. Behält er diese Quote bei, kann er als Scorer sogar noch wichtiger werden als in der Vergangenheit.

Die Verlierer

Javi Martínez

Der Triple-Held hat eine schwierige Hinrunde hinter sich. Martínez spielte recht häufig, wurde von Kovac dabei jedoch meist als alleiniger Sechser aufgeboten. Eine Rolle, die Martínez in dieser Phase seiner Karriere nicht wirklich liegt.

Nach der Niederlage gegen Dortmund und dem 3:3 gegen Düsseldorf rotierte der Spanier ausgerechnet im starken Schlussspurt der Bayern auf die Bank. Sein guter Auftritt gegen Frankfurt kurz vor Weihnachten macht jedoch Mut.

James

Im Sommer wirkte es so, als sei die feste Verpflichtung des bisher ausgeliehenen James eine Selbstverständlichkeit. Nach dieser Hinrunde ist alles wieder offen.

Der Kolumbianer verpasste den Hinrundenendspurt verletzt. Zuvor spielte er meist gar nicht so schlecht, aber für seine Ansprüche viel zu wenig.

Kovac wird noch nicht richtig warm mit seinem nicht immer geradlinigen, aber potenziell unglaublich wertvollem Offensivspiel.

Die Rückrunde wird entscheiden, ob James länger in München bleibt oder nicht.

Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge und Hasan Salihamidzic

Bayerns Bosse gaben in dieser Hinrunde vor allem in der Außendarstellung kein gutes Bild ab.

Wilde Attacken gegen Journalisten, die selbst den eigenen Fans peinlich waren. Öffentliches Nachtreten gegen den Ex-Münchner Juan Bernat (Hoeneß) oder phrasenhafte Interviews am Spielfeldrand (Salihamidzic) – die Liste wurde im Verlauf der Hinrunde länger.

Hinzu kommt die nach wie vor ungeklärte Nachfolgelösung in der Führungsetage, die seit Jahren vor sich hinwabert. Auch Bayerns Bosse müssen im neuen Jahr die Kurve kriegen.

Mats Hummels

Auch an ihm kommt man nicht vorbei, wenn man über die Verlierer der Hinrunde im Bayern-Kader spricht.

Hummels musste sich gemeinsam mit Jerome Boateng viel Kritik gefallen lassen. Nicht immer war das gerecht, denn in vielen Spielen, in denen die beiden erfahrenen Innenverteidiger überlaufen wurden, entstanden die Fehler weiter vorn.

Trotzdem ist vor allem Hummels vom unumstrittenen Anführer zu einem Wackelkandidaten für die erste Elf geworden. Nur acht Mal begann er in der Liga.

Wechselgerüchte (England) halten sich hartnäckig. Hummels scheint jedoch für den Moment entschlossen, um seinen Platz zu kämpfen.

Sandro Wagner

Im Frühjahr noch in Reichweite des WM-Kaders, ist Sandro Wagner in dieser Hinrunde völlig außen vor geblieben.

Zwei Startelf-Einsätze. 140 Bundesliga-Minuten. Ein Treffer gegen den SV Rödinghausen im DFB-Pokal. Mehr war nicht.

Wagner wurde von einer Rotationsoption und potenziellem Top-Joker zum reinen Bankdrücker, der nur im Notfall einspringen darf.

Zwölf Tore erzielte der 31-Jährige in der Vorsaison für Hoffenheim und Bayern. Seine Ansprüche sind gewiss höher. In der Rückrunde muss sich zeigen, ob er unter Kovac noch einen Platz findet.

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