Nur soviel scheint sicher: Diesmal wird es nicht Jupp Heynckes. Der FC Bayern München sucht einen Nachfolger für Cheftrainer Niko Kovac und hat sich bereits drei Absagen eingehandelt. Doch es gibt auch zwei Interessenten - und einer der beiden ist nur vier Jahre jünger als Heynckes.

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Vier Mal verpflichtete Uli Hoeneß seinen einstigen Nationalmannschafts-Kollegen und Freund Jupp Heynckes als Cheftrainer des FC Bayern München: 1987, 2009, 2011 und 2017.

Damit ist Schluss. Mit 74 Jahren genießt Heynckes endgültig seine Rente und wird nach der Entlassung seines Nachfolgers Niko Kovac nicht wieder den Retter in der Not spielen. Einer derjenigen, die ihre Bereitschaft dazu jedoch signalisiert haben, käme auch aus dem vorübergehenden Ruhestand.

Bayerns Kontakt zu Arsène Wenger riss nie ab

Arsène Wenger stand bereits im Sommer 1994 an der Säbener Straße zur Diskussion, hielt damals aber der AS Monaco die Treue. Die Bayern holten statt Wenger den italienischen Star-Trainer Giovanni Trapattoni.

"Es ist leider nicht zustande gekommen damals, weil er sich anders entschieden hat", berichtete Bayerns Vorstands-Chef Karl-Heinz Rummenigge im Februar 2017 vor dem Champions-League-Achtelfinal-Duell der Münchner gegen den FC Arsenal.

Rummenigge sagte seinerzeit auch: "Ich habe persönlich ein sehr gutes Verhältnis zu Arsène Wenger, den ich sehr schätze seit langer, langer Zeit."

An dieser Wertschätzung hat sich dem Anschein nach nichts geändert, die Münchner haben offenbar wieder Interesse an Wenger. Den Bayern spielt in die Karten, dass Wenger wieder die Lust in sich spürt, einen Verein zu trainieren. Seine beeindruckende Ära bei den "Gunners" in London hatte der Elsässer im Sommer 2018 nach 22 erfolgreichen Jahren beendet.

Wenger möchte wieder Trainer sein

"Natürlich, das Trainersein hat mein ganzes Leben bis jetzt ausgemacht. Jeder, der einmal trainiert hat, wird das Gleiche sagen", sagte Wenger in einer TV-Sendung von beIN Sports am Dienstag. Für den Sender arbeitet der frühere Profi als Experte.

"Es ist nicht mein Recht, Sie danach zu fragen, ob es stimmt, dass Sie Bayern-Trainer werden", sagte der beIN-Sports-Moderator an Experte Wenger gerichtet. "Also frage ich Sie: Werden wir Sie wieder als Trainer sehen in der nächsten Saison?" Wenger antwortete darauf, er sei offen für Gespräche mit den Verantwortlichen des Deutschen Meisters, die er "seit 30 Jahren" kenne: "Es ist möglich, ja. Vor langer, langer Zeit wäre ich beinahe zu den Bayern gegangen."

José Mourinho signalisiert ebenfalls Interesse

Kurioserweise brachte sich auch einer der sportlichen Intimfeinde Wengers in Stellung: José Mourinho. "Ich würde sehr gerne zum FC Bayern kommen", nahm die "tz" ein Zitat Mourinhos auf.

Wenger und Chelseas langjährigen Coach verband in der englischen Premier League fünf Jahre lang eine natürliche Abneigung, als die beiden seinerzeit in London regelmäßig um die fußballerische Vorherrschaft in der Stadt stritten.

Mourinho, wie Wenger derzeit als TV-Experte unterwegs, war kürzlich noch als Nachfolger Lucien Favres bei Borussia Dortmund ins Gespräch gebracht worden.

Favre aber hat rechtzeitig vor dem Bundesliga-Gipfel beim FC Bayern seine Position beim BVB dank der Heimsiege über Gladbach (DFB-Pokal), Wolfsburg (Bundesliga) und Mourinhos früheren Klub Inter Mailand (Champions League) gestärkt.

So ist Favre noch Trainer in Dortmund, Kovac nach dem 1:5 bei seinem einstigen Klub Eintracht Frankfurt aber nicht mehr der Verantwortliche auf der Bayern-Bank.

Rangnick, Tuchel und ten Hag sagen dem FC Bayern ab

Keine Lust, dort Platz zu nehmen, haben mit Ralf Rangnick und Thomas Tuchel zwei deutsche Granden, die - wie auch Wenger - in der Vergangenheit schon mal mehr oder weniger dicht vor der Unterzeichnung eines Vertrags bei den Bayern standen.

Und Erik ten Hag, der als ehemaliger Trainer der zweiten Mannschaft des Rekordmeisters bereits weiß, wie es sich als dessen Angestellter anfühlt, fühlt sich bei Ajax Amsterdam so gut aufgehoben, dass eine Rückkehr an die Isar auch für ihn nicht in Frage kommt.

"Ich kann bestätigen, dass ich in dieser Saison bei Ajax bleiben werde. Ich fühle eine Verbindung zu den Spielern und zu vielen Leuten im Verein", sagte der Coach aus den Niederlanden. Das erinnert an Wenger, Monaco und 1994.

25 Jahre später unternehmen die Bayern den zweiten Versuch. Kontakt zu Wenger sei bereits aufgenommen worden. Ein "persönliches Treffen" sei nach dem Dortmund-Spiel der Münchner am Samstag geplant, so die "Bild"-Zeitung.

Hasan Salihamidzic bestätigt Kontakt zu Wenger nicht

Bayerns Sportdirektor Hasan Salihamidzic bestätigte das nach dem glanzlosen 2:0 über Olympiakos Piräus in der Champions League jedoch nicht. "Das werde ich natürlich nicht kommentieren. Wir werden in Ruhe, ohne Druck, den Trainer aussuchen, der unserer Meinung nach der richtige ist."

Wenger wurde schon während der ersten Herbst-Krise von Kovac 2018 als möglicher Nachfolger gehandelt.

Wenger ließ bei beIN Sports wissen, er werde "in den nächsten Tagen oder in der kommenden Woche" über eine Rückkehr ins Trainer-Geschäft entscheiden.

Gäbe er mit Verspätung dem Werben des FC Bayern nach, dann bräuchte der ihn aber nur bis zum Ende der laufenden Saison. Denn ein 70-jähriger Trainer passte schwerlich zu der gerade erst eingeleiteten Verjüngung des Bayern-Kaders.

Hansi Flick soll in jedem Fall bleiben

Insofern verschafften sich die Bayern, die die momentane Interimslösung Hans-Dieter Flick unbedingt im Klub behalten wollen, mit Wenger Zeit, um auf die Suche nach einem jüngeren Kollegen zu gehen.

Der muss dann ab Sommer 2020 dem FC Bayern eine Perspektive für dessen nähere sportliche Zukunft liefern. (hau/dpa)

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