- Im Spitzenspiel des Spieltags setzen die Bayern ein klares Zeichen und gewinnen verdient mit 4:2 bei der TSG Hoffenheim.
- Ein solches Zeichen haben DFB und DFL verpasst. Die Rahmenbedingungen des Spiels wurden dem sportlichen Stellenwert nicht gerecht.
- Ob die Neuaufstellung der DFB-Spitze in Zukunft zu Veränderungen im Frauenfußball führt, ist fraglich. Ein Großteil der Bundesliga-Klubs bleibt skeptisch.
Ein Spieltag der "Big Points" geht vorüber und von der Spitze grüßen womöglich zum vorerst letzten Mal die Frauen des FC Bayern München. Ihr Sieg bei der TSG Hoffenheim war dennoch ein wichtiger Grundstein für die anstehenden Wochen, in denen viele Entscheidungen fallen könnten.
Wolfsburg legte bereits am Freitagabend vor, dahinter nutzten Eintracht Frankfurt und Turbine Potsdam die Hoffenheim-Niederlage aus und Bayer 04 Leverkusen verliert endgültig den Anschluss nach oben.
Im Tabellenkeller schien nach dem letzten Spieltag alles entschieden zu sein, doch der SC Sand arbeitet weiter am Comeback des Jahres. Die Ergebnisse des 16. Spieltags im Überblick:
- Köln 1:5 Wolfsburg
- Hoffenheim 2:4 Bayern
- Sand 2:1 Leverkusen
- Frankfurt 1:0 Essen
- Freiburg 7:1 Jena
- Bremen 0:5 Potsdam
Die Themen der Woche sind genutzte und ungenutzte Potentiale im Spitzenspiel zwischen Hoffenheim und Bayern sowie ein DFB-Bundestag, der Skepsis hinterlässt.
1. Hoffenheim gegen Bayern - ein würdiges Spitzenspiel
Für den FC Bayern war dieser 16. Spieltag vielleicht der bisher bedeutendste. Hätten sie das Spitzenspiel in Hoffenheim verloren, wäre Wolfsburg mit einem Punkt Vorsprung in das Nachholspiel unter der Woche gegangen – gegen den SC Sand. Es ist davon auszugehen, dass die Wölfinnen dann weitere drei Punkte einfahren werden.
Umso wichtiger ist der 4:2-Erfolg des Noch-Tabellenführers aus München. Zumal sie rein fußballerisch eine starke Leistung zeigten. Die Hoffenheimerinnen, in der Bundesliga bis zum Samstagnachmittag noch ohne Heimniederlage, fanden kaum ins Spiel. Hohes Pressing, präzise im Passspiel und vor allem in den offensiven Halbpositionen mit Linda Dallmann und
Und das, obwohl Hoffenheim glücklich in Führung ging. Einen Standard verteidigten die Bayern zu lässig und auch Torhüterin Janina Leitzig sah nicht gut aus. Der Rückstand war aber vor allem deshalb schnell Geschichte, weil die Münchnerinnen dran blieben und auf ihre Qualitäten vertrauten. Die 2:1-Führung zur Pause war der einzige Kritikpunkt – denn eigentlich hätte das Team von Trainer Jens Scheuer höher führen müssen.
FC Bayern: Scheuer mit Luxusproblemen
Wie es das ungeschriebene Fußballgesetz nämlich will, kam Hoffenheim mit der eingewechselten
Den Schlusspunkt besorgte die eingewechselte Jovana Damnjanovic kurz vor dem Ende. Ein in der Höhe verdienter Sieg, der über weite Strecken auch fußballerisch überzeugend war. Mit Blick auf die anstehenden Aufgaben in Bundesliga, Champions League und Pokal steht Scheuer nun vor der Luxusaufgabe, sich zwischen mehreren formstarken Spielerinnen entscheiden zu müssen.
Neben Dallmann, Magull und Rall wusste auch die ebenfalls eingewechselte Jovana Damnjanovic abermals zu überzeugen. Die 27-Jährige fängt die kleinen Formschwankungen von Top-Stürmerin Lea Schüller auf und liefert dieser Tage konstant Top-Leistungen ab. Nächste Woche wird das Highlight gegen Paris Saint-Germain in der Münchner Allianz Arena stattfinden. Gut möglich, dass sie dann sogar den Vorzug erhält. Es wäre ob ihrer Erfahrung und der starken letzten Auftritte keine allzu große Überraschung.
Spielerin der Woche: Riola Xhemaili
Die erst 19-Jährige hat beim 7:1-Sieg des SC Freiburg über Carl Zeiss Jena nicht nur drei Treffer aufgelegt, sondern auch sonst mit ihrer Kombinationsstärke und Ballsicherheit dazu beigetragen, den frühen 0:1-Rückstand schnell vergessen zu machen. Im Mittelfeld war sie fast immer anspielbar und an nahezu jedem Angriff beteiligt. Und ihre Assists? Eine absolute Augenweide. Dreimal fand sie gekonnt und perfekt dosiert die Schnittstellen der gegnerischen Abwehr.
2. Anstoßzeiten bleiben ein großes Thema
So würdig sich das Spitzenspiel zwischen Hoffenheim und Bayern auch auf sportlicher Ebene erwies, so unwürdig waren abermals die Rahmenbedingungen. Immerhin 2.317 Zuschauerinnen und Zuschauer wurden im Dietmar-Hopp-Stadion gezählt, das rund 15 Autominuten von der PreZero Arena in Sinsheim entfernt ist. Dort spielten nämlich die Herren des TSG am selben Nachmittag – ebenfalls gegen den FC Bayern (1:1).
Anpfiff bei den Frauen war um 13.00 Uhr, die Männer starteten ihre Partie um 15.30 Uhr. Wenig überraschend ging die Theorie nicht auf, dass der Abpfiff gegen 15.00 Uhr ausreichen würde, um in der verbliebenen halben Stunde rechtzeitig zum anderen Spiel zu fahren. Zahlreiche Fans verließen nach gut einer Stunde das Stadion, um nach Sinsheim zu kommen, auf den Straßen staute es sich zudem, wie "hoffenews.de" berichtete.
Den Ausgleich der TSG sowie die beiden Treffer von Rall und Damnjanovic verpassten viele somit. Eigentlich hätte dieser Doppelspieltag große Werbung für den deutschen Profifußball werden können – für alle gemeinsam. Stattdessen bleibt abermals die Realität zurück, dass sich wenige Gedanken über die Ansetzung gemacht wurden.
"Ich weiß nicht genau, woran das liegt, wahrscheinlich aber an den öffentlich-rechtlichen Sendern, die uns wegen der Einschaltquoten keine besseren Anstoßzeiten ermöglichen wollen", sagte Bayern-Kapitänin Lina Magull vor der Partie im Gespräch mit "Spox" und "Goal": "Fans, die sich für Männer- und Frauenfußball interessieren, wird es oft nicht leicht gemacht, sich beide Spiele vor Ort anzuschauen." Der vergangene Spieltag reiht sich in die lange Liste der Beweise dafür ein.
Zitat der Woche
"Es wäre gut, wenn derjenige die Wahl gewinnt, der alles im Blick hat und nicht nur den Männerfußball." – Lina Magull vor der Wahl des neuen DFB-Präsidenten bei "Spox" und "Goal".
3. DFB-Bundestag: Zwischen "Neuanfang" und großer Skepsis
Die Anstoßzeiten werden den DFB auch in den kommenden Jahren weiterhin begleiten. Am 11. März stellte sich der Verband neu auf. An seiner Spitze steht nun Bernd Neuendorf, der sich gegen Peter Peters durchsetzen konnte. Dahinter gab es eine als "Überraschung" betitelte Entscheidung: Silke Sinning, die dem Team von Peters angehört hatte, setzte sich mit 163:68 Stimmen deutlich gegen Rainer Koch durch und ist somit neue Vizepräsidentin.
Damit ist sie jetzt eine von fünf Frauen im Präsidium des DFB. DFL-Chefin Donata Hopfen (ebenfalls bestätigte Vizepräsidentin) und Ex-Nationalspielerin Celia Sasic (Vizepräsidentin für Gleichstellung und Diversität) rücken ebenfalls in wichtige Positionen. Heike Ullrich (Generalsekretärin) und Sabine Mammitsch (ebenfalls Vizepräsidentin) komplettieren das Quintett.
Hans-Joachim Watzke, Vorsitzender des DFL-Aufsichtsrates, sagte anschließend: "Viel mehr Neuanfang geht ja nicht mehr." Aber ist das so? Zeigt die interne Bewertung des Verbands, dass fünf Frauen (ein Drittel des Präsidiums) nun der große Aufbruch wären, nicht viel eher die bisherigen Misstände noch deutlicher auf? Im Kontext der Vergangenheit wirken fünf Frauen tatsächlich wie ein großer Aufbruch.
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Wirklich progressive Ideen bügelte der DFB ab
Die Tatsache, dass sich der DFB aber vehement gegen eine echte Doppelspitze gewehrt hat und die Hauptentscheider letztendlich männlich bleiben, spricht jedoch dagegen. Deshalb hatte sich die Initiative "Fußball kann mehr" rund um Wolfsburgs Torhüterin Almuth Schult und Katja Kraus auch gegen eine Aufstellung einer Kandidatin entschieden.
Im Vergleich zu anderen nationalen Verbänden sind fünf Frauen allerdings schon beinahe progressiv. Nicht einmal zehn Frauen stehen international ihren jeweiligen Verrbänden vor. Dass der DFB hier einen ersten Schritt in die richtige Richtung getan hat, sollte für Applaus allerdings noch nicht ausreichen.
Aktuell sind es noch viele Worte, die der Verband erstmal in Taten umwandeln muss. Frauen mit wirklich progressiven Ideen wurden in den vergangenen Monaten viele Steine in den Weg gelegt, statt gemeinsam an einer guten Lösung zu arbeiten. Dem Frauenfußball verspricht der Verband nun klare Verbesserungen in den Themen Marketing, Sichtbarkeit durch erhöhte TV-Präsenz, Kommunikation und finanzielle Ressourcen.
Solche Versprechungen gab es in der Vergangenheit schon viele. Nach Recherchen unserer Redaktion ist die Skepsis bei vielen Bundesliga-Klubs groß. Statt der Formulierung schwammiger "Leitplanken" hätte man sich konkretere Maßnahmen und deren sofortige Umsetzung gewünscht. Es liegt nun am DFB, mit der Vergangenheit aufzuräumen und nachhaltig sowie mit Überzeugung tätig zu werden.
So geht es jetzt weiter
Am kommenden Wochenende geht der Blick abermals nach oben: Schon Freitag legen die Bayern gegen Frankfurt vor. Beide Teams sind in bestechender Form, beide gelten als leichte Außenseiter im Kampf um die jeweiligen Ziele Meisterschaft und Champions-League-Qualifikation. Und beide werden am Samstag dann nach Wolfsburg schauen, wo der VfL die TSG Hoffenheim empfängt.
Im Schatten dieser vier Teams kann Turbine Potsdam zudem weiter klettern. Lösen sie ihre Pflichtaufgabe daheim gegen den SC Sand, winkt womöglich der dritte Platz. Der 17. Spieltag der Bundesliga im Überblick:
- Sand – Wolfsburg (Nachholspiel am Mittwoch, 14.00 Uhr, MagentaSport)
- Bayern – Frankfurt (Freitag, 19.15 Uhr, Eurosport, MagentaSport)
- Wolfsburg – Hoffenheim (Samstag, 14.00 Uhr, NDR, MagentaSport)
- Potsdam – Sand (Sonntag, 13.00 Uhr, MagentaSport)
- Leverkusen – Freiburg (Sonntag, 13.00 Uhr, MagentaSport)
- Essen – Bremen (Sonntag, 16.00 Uhr, MagentaSport)
- Jena – Köln (Sonntag, 16.00 Uhr, MagentaSport)
Verwendete Quellen:
- Spox: FC Bayern München – Kapitänin Lina Magull im Interview: "Wäre schön, wenn die Verantwortlichen uns regelmäßiger besuchen würden"
- DFB: Das Wichtigste zum 44. DFB-Bundestag
- Hoffenews.de: Zeitreisen mit der TSG: Doppelter Spieltag, halbe Aufmerksamkeit
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