Antonio Rüdiger oder Niklas Süle? Kommt Mesut Özil wieder in die Mannschaft? Und was wird aus Thomas Müller? Bundestrainer Joachim Löw hat vor dem entscheidenden Gruppenspiel gegen Südkorea viele personelle Optionen - und könnte auf ein besonderes taktisches Stilmittel zurückgreifen.

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Geplant war das ja anders: Das letzte Gruppenspiel gegen Südkorea sollte für die deutsche Nationalmannschaft den sanften Übergang ins Achtelfinale darstellen, idealerweise auch der Gruppensieg schon feststehen.

Die Realität sieht nun aber so aus, dass der Weltmeister gewinnen muss und selbst bei einem 1:0-Sieg noch ausscheiden könnte.

Nach dem Drama gegen die Schweden steht am Mittwoch das nächste Endspiel an, und wenn Joachim Löws Mannschaft auf Nummer sicher gehen und nicht auf Schützenhilfe der Mexikaner im Parallelspiel gegen Schweden angewiesen sein will, dann muss sie Südkorea mit mindestens zwei Toren Unterschied schlagen.

Die Partie gegen Schweden war auf mehreren Ebenen ein deutlicher Fortschritt: Nicht nur hat am Ende das Ergebnis gestimmt, über weite Phasen der Partie spielte der Weltmeister auch endlich dominant und wuchtig, die Konterabsicherung war verbessert und einige Spieler scheinen sich allmählich ihrer besten Form zu nähern.

Schwache Standards

Das darf allerdings nicht von den Problemen ablenken, mit denen sich der Bundestrainer immer noch herumplagen muss: Das Vertrauen in die eigene Stärke und die Selbstverständlichkeit im deutschen Spiel wurden auch gegen Schweden von der ersten misslungenen Aktion erschüttert.

Gerade in der ersten Halbzeit rutschten wieder drei gefährliche schwedische Konter durch, einer führte zum Gegentor.

Einige erfahrene Spieler sind immer noch nicht im Turnier angekommen, unter ihnen Thomas Müller oder Jerome Boateng. Und auch Toni Kroos' Geniestreich beim Freistoß macht die schwachen Standards davor nicht besser. Hier hat Deutschland, gerade bei dieser WM der vielen Standardtore, erheblichen Nachholbedarf im Vergleich zu anderen Teams.

Mit der Sperre von Boateng und der Rückkehr von Mats Hummels wird Löw im dritten Turnierspiel die dritte Variante in der Abwehrkette ausprobieren müssen.

Hummels dürfte auf seine linke Seite in der Innenverteidigung zurückkehren, der gegen die Schweden wackelige Antonio Rüdiger eher wieder auf der Bank Platz nehmen. Niklas Süle könnte mit Hummels und dahinter Manuel Neuer den zentralen Abwehrblock bilden, der in dieser Konstellation auch im Verein zusammenspielt.

Aufstellung gegen Südkorea Wer sollte neben Mats Hummels verteidigen?
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    Antonio Rüdiger
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    Niklas Süle
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    Matthias Ginter

Zusammen mit Joshua Kimmich rechts und Jonas Hector links sollte die Abwehrreihe stehen. Die Überlegungen, mit einer Dreierkette ins letzte Spiel zu gehen, dürften sich mit Boatengs Ausfall erledigt haben. So viel Risiko mit einer nicht eingespielten Formation wie zum Beispiel Hummels-Süle-Ginter in der Zentrale wird Löw wohl kaum gehen.

Gündogan als Rudy-Ersatz

Im defensiven Mittelfeld verhält es sich ähnlich wie in der Abwehr. Kroos ist gesetzt und die einzige Konstante. Sebastian Rudy und Kroos harmonierten recht gut gegen Schweden, mit Rudy war die Absicherung im Zentrum ordentlich.

Nun fällt Rudy wegen seines Nasenbeinbruchs aber aus, also muss Löw erneut umbauen. Sami Khedira wäre die naheliegende Lösung, allerdings hat Khedira im ersten Spiel Probleme mit der Geschwindigkeit und im Passspiel offenbart. Ilkay Gündogan wäre wohl die bessere Lösung.

Aufstellung gegen Südkorea Wer sollte neben Toni Kroos auflaufen?
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    Ilkay Gündogan
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    Sami Khedira

Südkoreas große Stärke ist das Pressing, das in der Regel ab der Mittellinie greift und sehr gut aufeinander abgestimmt ist. Deutschland wird sich wieder auf eine Partie einstellen müssen, in der der Gegner den Ball kaum haben will, sich weit zurückzieht und dann nach Ballgewinn schnell umschaltet.

Neben den guten Abläufen in der Defensive ist das Südkoreas zweite Waffe: die Geschwindigkeit im Umschaltspiel und das sehr direkte Spiel in die Spitze auf Hee-Chan Hwang und natürlich Heung-Min Son, die dann sofort abschließen.

Gündogan hat sich nach Anpassungsschwierigkeiten in der ersten Halbzeit gegen Schweden gesteigert, wenngleich dem 27-Jährigen immer noch die Leichtigkeit und auch der Mut abgehen, die ganz großen Momente zu initiieren.

Aber für das zu erwartende Geduldsspiel mit vielen Seitenverlagerungen und Ausweichrouten über das Zentrum dürften Gündogans Ballsicherheit und Gewandtheit die besten Optionen sein.

Was passiert mit Özil und Müller?

Im offensiven Mittelfeld hat Löw die Qual der Wahl. Müller ist immer noch auf der Suche nach seiner Form und nach den zuletzt gezeigten Leistungen ist Louis van Gaals Bonmot vom Müller, der immer spielt, infrage zu stellen.

Aufstellung gegen Südkorea Sollte Joachim Löw Thomas Müller eine Pause gönnen?
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    Ja, er ist einfach nicht in Form
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    Nein, er ist immer für einen Geniestreich gut

Julian Brandt, der in sieben Turnierminuten mehr Akzente setzte als Müller und Mesut Özil zusammen, darf auf einen Startelfeinsatz hoffen. Allerdings hat Brandt bewiesen, dass er sofort in eine auch vertrackte Partie finden und gefährlich werden kann - der Leverkusener ist also auch ein perfekter Joker.

Timo Werner hat gegen die Schweden eine Halbzeit lang über die linke Seite ordentlich gewirbelt. Gerade gegen tiefstehende Gegner könnte Werner mit seiner Geschwindigkeit aus einer tieferen Position im Eins-gegen-Eins wertvoller sein als im völlig zugestellten Sturmzentrum.

Der zweimalige Startspieler Julian Draxler wird gegen Südkorea ziemlich sicher nicht noch ein drittes Mal beginnen dürfen.

Mario Gomez, der gegen Schweden in der zweiten Halbzeit im Strafraum wichtige Räume aufriss und Torgefahr ausstrahlte, könnte dann in die erste Elf rücken.

Marco Reus hat sich festgespielt, vielleicht sogar als Zehner im 4-2-3-1. Das hieße im Umkehrschluss, dass für Mesut Özil auch gegen Südkorea kein Platz ist in der Startelf.

Kommt die falsche Neun?

Özil werde mit seinen Qualitäten noch wichtig werden in diesem Turnier, sagte Löw. Gegen die "Tigers of Asia" aber wohl noch nicht - es sei denn, Löw plant im Angriffszentrum mit einer besonderen Variante: Statt wie bisher einen klaren Stoßstürmer zu nominieren, bliebe auch die Option der falschen Neun.

In der ersten Viertelstunde gegen Schweden spielte die deutsche Mannschaft so und wirbelte den Gegner gehörig durcheinander. Immer wieder stießen Spieler aus dem offensiven Mittelfeld mit Tempo in die von Werner als Neuner gerissenen Lücken. Ein spieltaktisches Mittel, das auch gegen Südkorea sehr gut passen könnte.

Müller wäre ein Kandidat für diese Planstelle im Sturm, Mario Gomez bliebe dann nur die Jokerrolle - und Özil könnte auf Müllers rechter Seite im Mittelfeld doch noch ins Team rücken.

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