Gesundheitsminister Karl Lauterbach offenbarte am Donnerstag bei einem Besuch im Krankenhaus Holweide seinen neuesten Plan, den Krankenhausstandort in seinem Wahlkreis auch nach dem Umzug der Fachabteilungen an den neuen Gesundheitscampus in Merheim zu erhalten: Da die Stadt Köln das Haus laut Ratsbeschluss vom Sommer 2023 nach der Zusammenlegung seiner drei Standorte Amsterdamer Straße, Holweide und Merheim schließen will, bringt Lauterbach nun die Stadt Leverkusen als künftigen Betreiber in Spiel.

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Demnach soll Holweide zu einer Außenstelle des Klinikums Leverkusen werden. Falls die Kliniken der Stadt Köln das Haus nicht doch noch selbst als so genanntes Level-Ii-Krankenhaus für die Grundversorgung weiterführen wollen. Für diese Möglichkeit warb der Minister bei einem Treffen mit unter anderem Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker, den beiden Geschäftsführern der Kliniken Köln, Axel Goßmann und Daniel Dellmann, und Ralf Unna (Grüne), dem Vorsitzenden des Gesundheitsauschusses im Rat der Stadt Köln, nach Kräften.

Karl Lauterbach kam in doppelter Mission nach Holweide

Klar ist: Karl Lauterbach kam in doppelter Mission nach Holweide: Zum einen als Bundesgesundheitsminister, dessen Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz, verständlicher als Krankenhausreform bezeichnet, Ende des vergangenen Jahres Bundestag und Bundesrat passierte und nun schrittweise umgesetzt werden soll. Das wollte er nochmal eklären.

Zum anderen kam er aber auch als wahlkämpfender Direktkandidat der Kölner SPD für den Wahlkreis Köln IV, in dem Köln-Mülheim und Leverkusen zusammengefasst werden – darin enthalten ist auch der Stadtteil Holweide. Bei den vorgezogenen Bundestagswahlen am 23. Februar will der 61-Jährige zum sechsten Mal in Folge auf direktem Weg in den deutschen Bundestag einziehen. Auf der Landesliste der NRW-SPD findet sich sein Name nicht, auf dieses Sicherungsnetz verzichtet Lauterbach. Die Schließung eines Krankenhauses in seinem Wahlkreis könnte ihn somit wichtige Stimmen kosten.

Lauterbach hatte aber auch gewichtige fachliche Argumente für einen Erhalt der Klinik Holweide als Level-Ii-Krankenhaus mitgebracht. Seine Reform werde zu einer noch größeren Spezialisierung und Konzentration von Fachabteilungen führen, als es der neue Krankenhausplan NRW bereits tut, erklärte Lauterbach. Das wiederum werde nach sich ziehen, "dass die großen Kliniken viel mehr schwere Fälle behandeln müssen", betonte der Minister. Das beträfe dann auch die Kliniken in Merheim und Leverkusen.

Holweide könnte Ausweichquartier für Leverkusen oder Merheim werden

Damit dort Platz für die schwierigen Fälle ist, müssten leichtere Operationen oder die Vor- und Nachsorge bei komplizierten Eingriffen an kleineren Kliniken erfolgen. Deshalb prophezeit Lauterbach, dass mit der Umsetzung seiner Bundesreform jedes Maximalversorger-Krankenhaus ein zusätzliches Level-Ii-Krankenhaus kaufen oder aufbauen werde. Sozusagen als Ausweichquartier für die weniger schwer Kranken. Zudem könnten in diesen Grundversorger-Krankenhäusern ambulante Haus- und Facharztleistungen angeboten werden, was mit dem zunehmenden Schwund an niedergelassenen Ärzten immer interessanter werden dürfte.

Und auch zum Thema Geld hatte Lauterbach schöne Ideen im Gepäck: Die nötige Sanierung der Klinik Holweide könne aus dem geplanten Transformationsfonds gezahlt werden, sagte er. Anträge seien ab dem 1. Juli möglich. Der laufende Betrieb eines Level-Ii-Krankenhauses werde dann komplett von den Krankenkassen getragen.

Lauterbachs Begeisterungs-Funke wollte am Donnerstag aber noch nicht so recht auf die Verantwortlichen der Kliniken Köln überspringen. Die Oberbürgermeisterin bezeichnete seine Ideen als "Visionen", die sie "sehr aufmerksam zur Kenntnis genommen" habe. Mehr aber auch nicht. Man sei aktuell sehr froh über das Zukunftsmodell Merheim und dass es dafür einen breiten Konsens im Rat und in der Bevölkerung gebe, sagte Reker: "Alles, was zur Wettbewerbsverschärfung führen würde, müsste ich ablehnen."

Ohne Pflegepersonal lassen sich keine zusätzlichen Betten betreiben

Auch Kliniken-Geschäftsführer Axel Goßmann betonte, dass der Ausbau in Merheim nun "maximal vorangetrieben" werden müsse. In fünf bis acht Jahren soll die Zusammenlegung abgeschlossen sein. Lauterbachs Vorschlag, die Klinik Holweide zu einem Level-Ii-Krankenhaus werden zu lassen, könne man prüfen, da waren sich alle Beteiligten einig. Allerdings dürfe das nicht den Förderbescheid des Landes NRW tangieren. Das zahle die 250 Millionen Euro Förderung ja eben gerade für eine Konzentration der drei Standorte in Merheim.

Goßmann wies auch darauf hin: "Es sind ja nicht die Räume oder die Betten, die uns limitieren, sondern die Menschen, die in den Krankenhäusern arbeiten." Es fehlt an Pflegepersonal und Ärzten und es ist nicht absehbar, dass das in naher Zukunft besser wird.

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Seine Forderung, das Krankenhaus Holweide zu erhalten und möglicherweise dem Klinikum Leverkusen anzuschließen, sei "kein Wahlkampfgedanke", betonte Lauterbach noch: "Ich kenne den Stadtteil ganz genau und das würde einfach Sinn machen." Was der Minister nicht beantworten konnte, war die Frage, inwieweit seine Reform auch von der kommenden Bundesregierung getragen wird. Oder der Transformationsfonds, ohne den sich weder Leverkusen noch Köln die nötigen Sanierungen in Holweide leisten könnten. Er sei zuversichtlich, sagte der Gesundheitsminister. Aber nicht alle im Konferenzraum im Krankenhaus Holweide teilten am Donnerstag diesen Optimismus.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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