Der Test gegen Ungarn ist zwar geglückt - er gibt Joachim Löw aber nur bedingt Aufschluss bei einigen einige Kernfragen. Der Bundestrainer hat immer noch einige Baustellen.
Julian Draxler kam als Letzter aus der Kabine, und als der gebürtige Gelsenkirchener mit dem besonders kurzen Nach-Hause-Weg noch ein paar Fragen beantwortete, war der Großteil seiner Teamkollegen bereits unterwegs in den Mini-Urlaub.
Löw und sein Trainerteam dagegen werden sich bis zum Abflug mit einigen Problemen herumschlagen müssen - und das eine oder andere vielleicht sogar bis weit ins Turnier hinein mit sich herumschleppen. Eine Bestandaufnahme nach der Vorbereitung.
Wie schließt Löw die Dauerbaustellen?
Im Angriff und rechts in der (Vierer-)Kette hat Deutschland nicht erst seit gestern ein Problem. Spätestens nach dem Rücktritt von
Rechts hinten hat Löw mit
Was wird aus Bastian Schweinsteiger?
Niemand weiß so genau, wie fit Schweinsteiger wirklich ist. Im Trainingslager in Ascona wirkte der Routinier nicht besonders austrainiert, einige würden behaupten, Schweinsteiger hätte ein paar Kilo zu viel auf den Rippen. Das ist wohl noch am ehesten in den Griff zu bekommen. Wie weit die zentrale Figur dieser Mannschaft fußballerisch schon wieder ist, wie er den Rhythmus mitgehen und sogar bestimmen kann, wie viel Wettkampfhärte er mitbringt, ist weiter offen. Löw wird sich Gedanken machen müssen, wie weit und wann überhaupt er seinen Kapitän zu einer zentralen Figur machen kann. Der Spieler selbst ist ganz zuversichtlich. "25 bis 30 Minuten geht es schon ganz gut. Aber 90 Minuten im ersten Spiel, das geht eher nicht. Aber ich konnte vor der EM mehr machen als vor zwei Jahren vor der WM."
Wie sieht die Innenverteidigung aus?
Das bei der WM vor zwei Jahren gut harmonierende Duo der beiden besten deutschen Innenverteidiger ist gesprengt und muss neu bestückt werden.
Löw kennt aber auch Rüdigers Schwächen: Dass der 23-Jährige sich immer mal wieder einen Aussetzer leistet oder unkonzentriert wirkt. Da macht sich Rüdigers Unerfahrenheit bemerkbar. Trotzdem sieht Löw Rüdiger klar vor anderen Kandidaten wie Kimmich, Shkodran Mustafi oder
Welches Spielsystem ist das beste?
Löw hat sich im Laufe der Jahre eine breite Basis an Grundsystemen erarbeitet, die die Mannschaft auf Knopfdruck umsetzen kann. Vom klassischen 4-2-3-1 mit Ball über ein 4-1-4-1 und ein 4-3-3 bis hin zu einer Dreierkette im 3-5-2 war zuletzt alles dabei.
Gegen den Sechser-Abwehrriegel der Ungarn holte Löw mal wieder die Variante im 4-2-3-1 mit der falschen Neun
Das 4-2-3-1 gilt als das konservative DFB-Modell und als wahrscheinlichste Variante. Abwandlungen sind je nach Gegner und Spielsituation zu erwarten.
Wie gut ist die Defensive?
Seit dem 7:0 über Gibraltar vor fast genau einem Jahr konnte die Mannschaft nicht mehr zu Null spielen. In jedem der acht folgenden Spiele (Qualifikations- und Testspiele) gab es mindestens einen Gegentreffer, insgesamt waren es 14 - das sind für Deutschlands Ziele viel zu viele.
Jetzt klappte es immerhin mal wieder. Die Ungarn waren an und für sich keine große Bedrohung - trotzdem erlaubte ihnen die deutsche Mannschaft zwei sehr gute Möglichkeiten zum Torerfolg. Die Sorglosigkeit im Defensivverhalten der gesamten Mannschaft bleibt ein treuer Begleiter.
Aber: Löws Credo, wonach Defensivabläufe leichter einzustudieren seien als die in der Offensive, hat die Mannschaft bei den letzten Turnieren fast immer auch entsprechend mit Leben gefüllt. Die Ungarn jedenfalls waren kein Gratmesser. Von dieser ersten Partie in dieser Saison ohne Gegentreffer sollte man sich nicht blenden lassen.
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