• Deutschland rettet sich mit einem 2:2 als Gruppenzweiter in das Achtelfinale.
  • Kai Havertz und Leon Goretzka treffen für Deutschland.
  • Im Achtelfinale trifft Deutschland auf England.

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Was von diesem Spiel hängen bleibt:

Bundestrainer Joachim Löw nahm gegenüber dem 4:2 gegen Portugal eine Änderung in der Startelf vor. Leroy Sane ersetzte in der Offensive Thomas Müller.

Die Ungarn standen mit ihrer Fünferkette stabil in der Abwehr und spekulierten auf Konter. Mit Erfolg: In der 11. Spielminute sorgte Adam Szalai per Kopfball für das 1:0. Mats Hummels verteidigte zu nachlässig und ging den Stürmer des 1. FSV Mainz 05 nicht an.

Deutschland konnte ihr starkes Flügelspiel nicht einbringen, weil die Ungarn die Außenseiten dicht machten und den ballführenden Außenspieler oftmals doppelten.

Deutschland hatte rund 75 Prozent Ballbesitz, konnte allerdings zu wenig Chancen daraus kreieren. Die beste Gelegenheit der 1. Halbzeit: Mats Hummels scheiterte per Kopfball am Aluminium.

Der stärker werdende Regen erschwerte das Spiel der DFB-Elf. Der Ball stoppte auf dem Rasen spürbar ab, sodass der Spielfluss zum Ende der ersten Halbzeit abnahm.

In der 66. Minute profitierte Deutschland nach einem Freistoß von einem Torwartfehler des Ungarn Peter Gulacsi - Kai Havertz köpfte den Ausgleich. Daraufhin nahm Löw ausgerechnet den Torschützen für Thomas Müller aus dem Spiel – möglicherweise die falsche Entscheidung.

Kurios: Nur 90 Sekunden später ging Ungarn durch Andras Schäfer allerdings erneut in Führung. Grund war auch diesmal ein schwaches Abwehrverhalten der gesamten deutschen Hintermannschaft. In der 84. Minute glich Deutschland durch Leon Goretzka erneut aus.

Der Star des Spiels:

Leon Goretzka wurde erst in der 58. Minute eingewechselt. Es war erst sein zweites Spiel bei der Europameisterschaft, weil er in der Turniervorbereitung und beim EM-Auftakt an einem Muskelfaserriss laborierte.

In der 84. Minute stand er genau richtig. Über die ebenfalls eingewechselten Jamal Musiala und einem abgeblockten Schuss von Timo Werner gelangte der Ball zu Goretzka, der den Ball ins Netz knallte. Somit verhinderte ein Joker das Vorrundenaus der deutschen Nationalmannschaft.

Die Szene des Spiels:

Joachim Löw schüttelte ungläubig den Kopf. Er konnte selber kaum glauben, was er in der 68. Minute zu sehen bekam. Nur 90 Sekunden vorher hatte er noch den Ausgleichstreffer durch Havertz bejubelt. Plötzlich lag der Ball wieder im eigenen Tor. Erneut verteidigte Deutschland schwach und ließ den Gegenspielern zu viel Platz.

Die DFB-Elf bekam einen langen Ball nicht geklärt, sodass Adam Szalai den Ball zu Andras Schäfer durchstecken konnte. Leroy Sane und Mats Hummels können diesen nicht stören, sodass Schäfer den Ball vorbei an Manuel Neuer ins Tor köpfte, der ungestüm herausrannte

Hätte Goretzka nicht später ausgeglichen, wäre dies gleichbedeutend mit dem Aus der deutschen Nationalmannschaft gewesen - und dem Ende der DFB-Trainerkarriere von Joachim Löw.

Die Lehren des Spiels

1. Zu viel in der Breite, zu wenig in der Spitze

Die deutsche Mannschaft fand im Spiel gegen defensiv eingestellte Ungarn keine Lösungen. Sie spielten um den gegnerischen Strafraum herum, hatten viel Ballbesitz, konnten sich allerdings kaum Chancen erspielen.

Der ehemalige Nationalspieler Mehmet Scholl kritisierte in der Halbzeit bei "bild.de"-Live: "Wir spielen nur in die Breite, nicht in die Spitze. Das ist so uninspiriert. Sie gehen kein Risiko ein."

Dies hängt laut Scholl mit der Mentalität der Akteure zusammen: "Sind die Spieler dazu in der Lage, auch einmal Fehler in Kauf zu nehmen? Das sind sie nicht."

2. Dreierkette funktioniert gegen tiefstehende Gegner nicht

Joachim Löw erweist sich bei der Europameisterschaft als Verfechter der Dreierkette, lässt also mit drei Innenverteidigern und zwei Außenverteidigern spielen. Gegen Top-Mannschaften wie Frankreich oder Portugal mag dies die richtige Formation gewesen sein, um wenig Chancen zuzulassen.

Gegen einen tiefstehenden Gegner wie Ungarn wäre hingegen eine Viererkette möglicherweise die bessere Wahl gewesen. Der Grund: Deutschland hätte einen Offensivspieler mehr auf dem Platz, der dabei helfen könnte, Lösungen gegen das Abwehr-Bollwerk zu finden. Erst in der zweiten Halbzeit wurde das teilweise korrigiert.

3. Deutschland ist einfach nicht gut genug

Ein 2:2 gegen Ungarn, ein 0:1 gegen Frankreich, ein 1:2 gegen Nordmazedonien in der WM-Quali, im vergangenen Jahr das 0:6 gegen Spanien in der Nations League. All diese Ergebnisse sind kein Zufall. Sie sind ein Zeichen dafür, dass die deutsche Nationalmannschaft einfach nicht gut genug ist, um in der Weltspitze mitzuhalten.

Die deutsche Nationalmannschaft verfügt über hochambitionierte Spieler wie Leroy Sane oder Kai Havertz, die allerdings (zumindest noch) keine Führungsspieler sind.

Auch Toni Kroos gelang es nicht, der Mannschaft Sicherheit zu verleihen. Thomas Müller hat seine Misere bislang fortgesetzt und bleibt bei Europameisterschaften weiter torlos. Der einzige Spieler, um den uns derzeit so ziemlich jede Nation beneiden dürfte, ist Manuel Neuer.
Kurzum: Deutschland ist gut genug, um schlussendlich verdient in das Achtelfinale einzuziehen. Ein Titelanwärter ist diese DFB-Elf allerdings nicht.

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