- Eintracht Frankfurt spielt in der kommenden Saison in der Champions League und belohnt sich für eine kontinuierliche Entwicklung.
- Der FC Bayern München trennt sich von Trainer Jens Scheuer – und steht vor einem großen Umbruch.
- Die U17 des DFB gewinnt in Bosnien-Herzegowina die Europameisterschaft. Im Finale schlugen sie Spanien im Elfmeterschießen.
Tränen bei Sand und Potsdam, pure Ekstase bei Eintracht Frankfurt. Am letzten Spieltag der diesjährigen Bundesliga-Saison blieb das große Drama aufgrund deutlicher Ergebnisse zwar aus, dennoch war es ein gelungener Abschluss der Spielzeit. Die Ergebnisse des 22. Spieltags im Überblick:
- Essen 3:0 Jena
- Bayern 5:0 Potsdam
- Wolfsburg 7:1 Leverkusen
- Frankfurt 4:0 Bremen
- Hoffenheim 3:3 Sand
- Köln 0:0 Freiburg
Essen hält damit die Klasse und Frankfurt zieht dank der deutlichen Niederlage von Turbine Potsdam in die Champions League ein. Die SGE, der anstehende Umbruch beim FC Bayern und der Europameistertitel der U17 sind unsere Themen der Woche.
1. Eintracht Frankfurt international
Nach Abpfiff gab es kein Halten mehr. Vor 4.520 Zuschauerinnen und Zuschauern belohnte sich Eintracht Frankfurt für eine denkwürdige Saison. Mit 4:0 schlugen sie Werder Bremen und profitierten damit am letzten Spieltag von der 0:5-Niederlage der Potsdamerinnen in München.
Erstmals unter dem Wappen der Eintracht spielen die Frankfurterinnen damit in der kommenden Saison Champions League. Es ist der Lohn für kontinuierliche Arbeit einerseits und nachhaltige Investition andererseits. 2020 fiel die Entscheidung, dass der traditionsreiche 1. FFC Frankfurt mit der Eintracht fusioniert und fortan unter dem Adler-Wappen aufläuft.
Schon zwei Jahre später kann man wohl nur noch dazu gratulieren. Wenn auch unter anderem Namen, so hat die SGE wohl einen großen Klub des Frauenfußballs gerettet. Damit steht der Klub auch im krassen Gegensatz zu Turbine Potsdam. Mit den Brandenburgerinnen lieferte sich Frankfurt in den 2000er Jahren heiße Duelle. Beide waren das Maß aller Dinge.
Frankfurt im Kontrast zu Potsdam: Standortvorteil sichert Zukunft
Durch die Investitionen des VfL Wolfsburg und auch des FC Bayern München rutschten beide in die zweite Reihe. Frankfurts Standortvorteil machte sich dank der SGE aber bezahlt, während Potsdam über eine dünne Kooperation mit Hertha BSC nicht hinauskommt. Ein Spitzenklub, der zu verschwinden droht, wenn es um das höchste Niveau geht.
Frankfurts Qualifikation für die Champions League ist nüchtern betrachtet deshalb wohl besser für den deutschen Fußball. Weil die Eintracht im Moment stabiler wirkt und der Kader zusammenbleibt. Sie können ihre Schlüsselspielerinnen größtenteils halten, haben einige Verträge sogar verlängert.
Im Gespräch mit unserer Redaktion sagte Bianca Rech, sportliche Leiterin des FC Bayern, im Februar, "dass das dem deutschen Fußball guttut." Damals hatte Frankfurt sogar auf den VfL Wolfsburg nur vier Punkte Rückstand. Am Ende sind es dann doch 13. Der Weg zurück nach ganz oben ist noch weit. Aber die letzten zwei Jahre zeigen eindrucksvoll, dass da mittelfristig eine dritte starke Kraft in Deutschland heranwachsen könnte.
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Spielerin der Saison: Melissa Kössler
Vom vierten Tabellenplatz wird sich Potsdam buchstäblich nichts leisten können. Ein großer Umbruch droht. Dennoch können sie auf eine starke Saison zurückblicken. Vor allem Selina Cerci stand lange im Fokus, verletzte sich dann aber schwer. Die absolute Schlüsselspielerin des Teams war aber Melissa Kössler. Die 22-Jährige war nicht nur alle 82 Minuten direkt an einem Treffer ihres Teams beteiligt, sondern auch darüber hinaus Dreh- und Angelpunkt der Offensive. In der kommenden Saison wird sie für die TSG Hoffenheim auflaufen.
2. FC Bayern: Größerer Umbruch als gedacht?
Nach dem enttäuschenden Saisonverlauf in der Rückrunde war es lange Zeit ruhig um die Bayern. Zu ruhig? Innerhalb einer Woche offenbarte sich nun, dass der Umbruch am Münchner Campus größer wird als zunächst angenommen. Dass Marina Hegering den Klub verlassen würde, war nach der Bekanntgabe des Transfers nach Wolfsburg klar.
Auch die Abschiede von Lineth Beerensteyn und Viviane Asseyi hatten sich angedeutet. Bei beiden Offensivspielerinnen laufen die Verträge im Sommer aus. Anzeichen für eine Verlängerung gab es nicht. Etwas überraschender kam in der vergangenen Woche aber die Mitteilung, dass Trainer Jens Scheuer in der kommenden Saison nicht mehr beim FC Bayern tätig sein wird.
In einer recht kühlen Pressemittteilung gab der Klub die Trennung vom 43-Jährigen bekannt. Bei allen Verdiensten, die sich Scheuer auf die Fahne schreiben darf, begleiteten ihn stets Zweifel. Bayern stagnierte ab einem gewissen Zeitpunkt, konnte die guten Leistungen der vergangenen Saison nicht wirklich ausbauen.
Bayern muss die eigenen Stärken mehr fokussieren
Scheuers Ansatz war gefangen zwischen Konstanz und Stabilität einerseits sowie Berechenbarkeit und fehlendem Mut andererseits. Der Trainer schaffte es nie, sich von seinem pragmatischen Ansatz zu lösen. Zu viel Defensivfokus, zu wenig Überraschung im Ballvortrag, zu viel Statik – die Stabilität wurde zunehmend als biederer Fußball wahrgenommen.
In den großen Spielen hat Scheuer regelmäßig zuerst daran gedacht, wie die Stärken des Gegners verhindert werden können. Bayern braucht einen Trainer oder eine Trainerin, der oder die es schafft, in diesen Momenten die eigenen Stärken zu fokussieren.
Nach Informationen unserer Redaktion soll Gabor Gallai auf der Liste der Bayern stehen. Der 42-Jährige steht exakt für den Offensivmut, der den Münchnerinnen zuletzt in den entscheidenden Spielen fehlte. In Hoffenheim hat er eine klar erkennbare Handschrift hinterlassen, die gut zum FC Bayern passen würde.
Sein Vertrag läuft allerdings noch bis 2025. Auch die ehemalige Nationalspielerin Inka Grings (Pokalsiegerin mit dem FC Zürich) soll auf der Liste stehen. Der Ex-Wolfsburger Stephan Lerch, vor der Saison in die Jugendabteilung der TSG Hoffenheim gewechselt, wird dort die U19 übernehmen und ist damit kein Kandidat mehr. Da der Transfersommer naht, werden die Vizemeisterinnen auf eine baldige Entscheidung aus sein. Schließlich gibt es im Defensiv- und im Offensivbereich einige Baustellen. Es wäre wohl ratsam, diese mit dem Trainer oder der Trainerin anzugehen.
Enttäuschung der Saison: Bayer Leverkusen
Leverkusen ist 2018 in die Bundesliga aufgestiegen und hatte sich seitdem kontinuierlich verbessert. In der letzten Saison waren sie noch auf Augenhöhe mit Eintracht Frankfurt und Turbine Potsdam. Auch dieses Jahr war der Saisonstart nicht so schlecht. Nach sieben Spieltagen hatte die Werkself 15 Punkte auf dem Konto und stand auf Platz vier. Aus den restlichen 15 Partien holten sie nur noch sieben Zähler. Vor allem die Rückrunde war mit nur einem Sieg enttäuschend. Die 0:3-Niederlage gegen Bayern und das 1:7 in Wolfsburg schließen eine ernüchternde Saison.
3. Deutschlands U17 holt die Europameisterschaft
Die Zukunft des Frauenfußballs ist in Deutschland ein großes Thema. Eines, das durchaus mit Sorgenfalten betrachtet wird. An den jungen Spielerinnen, die Jahr für Jahr in den Profibereich aufrücken, liegt es aber nicht, dass allgemeine Skepsis vorherrscht.
Bei der Europameisterschaft in Bosnien-Herzegowina holte die U17 des DFB am vergangenen Wochenende den Titel. Im Finale setzte sich das Team von Trainerin Friederike Kromp im Elfmeterschießen gegen Spanien durch. In der 87. Minute erzielte Mara Alber (TSG Hoffenheim) das 2:2 per sehenswertem Schlenzer.
Die 16-Jährige debütierte in dieser Saison bereits für die TSG in der Bundesliga. Es ist damit zu rechnen, dass sie in der kommenden Spielzeit häufiger zum Einsatz kommt. Bei der EM war sie eine der besten Spielerinnen des Turniers. Deutschland zeigte erfrischenden, flexiblen und attraktiven Offensivfußball – und damit, dass die Zukunft vielleicht rosiger ist, als sie oft dargestellt wird. Wenn es denn gelingt, diese Top-Talente auch in der Bundesliga zu halten.
So geht es jetzt weiter
Das nächste große Highlight ist das Champions-League-Finale in Turin am kommenden Wochenende. Ausgespielt wird der begehrte Pokal zwischen dem FC Barcelona und Olympique Lyon. Während Barca eine neue Ära der Dominanz aufbauen möchte, wollen die Französinnen beweisen, dass ihre Vorherrschaft in Europa noch nicht beendet ist.
- Barcelona - Lyon (Samstag, 19.00 Uhr, kostenlos bei DAZN)
Verwendete Quellen:
- Twitter: Profil von Justin Kraft: Abschlusstabelle in der Bundesliga
- Twitter: Girls on Pitch: 2:2 von Mara Alber
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