Die Landtagswahl in Brandenburg am Sonntag nächster Woche könnte deutlich spannender werden, als viele erhofft oder befürchtet haben.

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Das zeigen zwei neue Umfragen.Weiterhin kämpfen zwei Parteien um den Sieg im Nachbarland von Berlin: Die SPD, die seit dem Ende der DDR den Regierungschef stellt, sowie die AfD, deren Landesverband vom Verfassungsschutz als rechtsextremistischer Verdachtsfall eingestuft ist. In den beiden Umfragen, die am Donnerstag und Freitag veröffentlicht wurden, rücken die beiden Konkurrenten immer näher zusammen: Bei der ZDF-Umfrage vom Freitag steht die AfD bei 29 Prozent, die SPD bei 26. Noch enger ist es bei der ARD-Umfrage vom Donnerstag: Die AfD hat 27 Prozent – nur noch ein Punkt mehr als die SPD.

Auf Platz 3 rangiert die CDU mit 15 beziehungsweise 16 Prozent, gefolgt vom BSW mit 14 oder 13 Prozent. Für die Grünen, die derzeit in Brandenburg noch in einer "Kenia"-Koalition mit SPD und CDU regieren, wird es wohl recht eng: Sie kommen auf 5 oder 4,5 Prozent und könnten nicht mehr im Potsdamer Landtag vertreten sein.

Medienwirksamer Wahlkampf: Mit dem Spruch „Wenn Glatze, dann Woidke“ versucht die SPD im ...
Medienwirksamer Wahlkampf: Mit dem Spruch „Wenn Glatze, dann Woidke“ versucht die SPD im Endspurt zu punkten. © Jens Kalaene/dpa

Die Linke, die nach den Wahlen 2009 und 2014 zweimal mit der SPD regiert hat, kommt laut Umfragen mit drei oder vier Prozent nicht mehr ins Parlament. BVB-Freie Wähler sind derzeit noch im Parlament, stehen nun bei 3 beziehungsweise 4,5 Prozent, bei der Wahl davor hatten sie genau fünf Prozent. Nun hoffen sie, dass sie wieder ein Direktmandat gewinnen und so doch wieder ins Parlament kommen.

Die Umfragen zeigen ein klares Bild: Die AfD führt seit 16 Monaten das Parteienranking an, vor einem Jahr stand sie bei 32 Prozent, die SPD bei 20. Nach den Correctiv-Veröffentlichungen, der "Remigrationsdebatte" und den Massenprotesten gegen Rechts sanken die Werte. Doch nach dem islamistischen Messerangriff von Solingen und den Wahlerfolgen in Sachsen und Thüringen legte die AfD in Brandenburg wieder knapp vier Prozent zu, die SPD aber sechs.

Die Entwicklung ähnelt der Zeit vor der Wahl 2019. Damals stand die AfD einen Monat vor der Wahl vier Prozent vor der SPD, doch Woidke machte einen extrem personalisierten Wahlkampf nach dem Motto: Ich oder die AfD. Er holte innerhalb eines Monats neun Prozent auf und gewann mit 2,7 Punkten Vorsprung.

Auch diesmal profitiert die AfD nicht so sehr vom Ruf oder der Bekanntheit ihrer Kandidaten, sondern vom Ruf der Gesamtpartei. Der Spitzenkandidat Hans-Christoph Berndt ist recht unbekannt. Dietmar Woidke aber ist der mit Abstand bekannteste Politiker im Land. Bekannter waren nur Manfred Stolpe und Matthias Platzeck, seine Amtsvorgänger als Ministerpräsidenten, sowie die legendäre Regine Hildebrandt.

Wegen seiner Bekanntheit hofft Woidke nun, doch noch zu gewinnen. Dieses Mal setzt er alles auf eine Karte: Der Wahlkampf ist allein auf ihn zugeschnitten. Deshalb hat er auch Kanzler Olaf Scholz mitgeteilt, dass er ihn nicht bei seinen persönlichen Wahlkampfauftritten dabei haben will.

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Auch im Interview mit der Berliner Zeitung sagte Woidke: Wenn die SPD nur auf Platz zwei komme, werde er zwar helfen, dass es eine neue Regierung gibt. "Aber ich werde nicht Teil dieser Regierung sein." Die SPD, die in Brandenburg auch mal die absolute Mehrheit holte, ist dort noch immer stark und wird vom Absturz der Bundespartei nicht so extrem nach unten gezogen wie anderswo.

Der Hauptkonkurrent AfD setzt klar auf bundesweit bekannte Namen: Alice Weidel ist dabei, Tino Chrupalla, aber auch Maximilian Krah, jener Spitzenkandidat bei der Europawahl, dem enge Kontakte zu Russland vorgeworfen wurden und der im eigenen Wahlkampf damals von seiner Partei ein Auftrittsverbot bekam.

Im Duell AfD gegen SPD kam bei der Wahl 2019 die entscheidende Wende in der allerletzten Woche. Es bleibt also spannend.  © Berliner Zeitung

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