In Berlin nahm die Debatte um das Migrationsgesetz am Freitag noch nicht einmal richtig Fahrt auf, da ließ das Bündnis "Köln stellt sich quer" (KSSQ) seiner Empörung über die Abstimmungen im Deutschen Bundestag schon freien Lauf.

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Während die Sitzung in der Hauptstadt auf Antrag der Union um 11 Uhr unterbrochen wurde, versammelten sich rund 80 Menschen zur öffentlichen Pressekonferenz auf dem Alter Markt.

"Weitermachen", so der Tenor der KSSQ-Sprecherinnen, die am vergangenen Wochenende mehrere zehntausend Menschen zur Demonstration gegen die AfD und den Rechtsruck in Deutschland mobilisierten. "Wir bleiben weiter engagiert für die Brandmauer und rufen alle Demokratinnen und Demokraten dazu auf, uns zu unterstützen."

Etwa 15 Rednerinnen und Redner aus verschiedenen Teilen der Kölner Gesellschaft, darunter Politik, Kirche, Gewerkschaften, Wohlfahrtsverbände und Kulturschaffende, richteten ihr Wort insbesondere gegen die Union und CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz, der am Mittwoch in Kauf genommen hatte, dass ein Antrag zur Verschärfung der Migrationspolitik mit Stimmen der AfD eine Mehrheit fand.

"Daher meine Bitte an alle und besonders an die Menschen in der CDU", sagte etwa Christopher Annen, Gitarrist der Kölner Band AnnenMayKantereit, "steht auf und stellt euch gegen eine gemeinsame Sache mit der AfD, sonst wird es nach der Wahl sehr finster aussehen."

Von der Furcht einer finsteren Zukunft berichteten auch einige Bürgerinnen und Bürger, die an diesem Vormittag dem Aufruf von "Köln stellt sich quer" gefolgt waren. "Ich habe Angst, dass Deutschland unter einer zukünftigen Regierung nicht mehr so sein wird, wie es ist", erzählt Janice Maier, Mutter von drei Kindern. Sie war auch bei der Demo am vergangenen Wochenende dabei, genauso wie Friederike Hagin und Jule Stein: "Es ist auch Verzweiflung, die uns hier hertreibt." Die Geschehnisse in Berlin können sie so nicht stehen lassen, sagen die beiden Frauen.

Weitere Demonstrationen in Köln am Wochenende geplant

In Köln sind am Samstag, 1. Februar, weitere Proteste geplant. Unter dem Motto "Gegen den Schulterschluss von CDU, CSU und FDP mit Faschisten" ruft ein breites Bündnis um 16 Uhr zu einer Demonstration auf dem Heumarkt auf. Initiativen wie "Köln stellt sich quer", "Köln gegen Rechts" und "Fridays for Fututre" sowie Parteien wie die Grünen und Die Linke rufen zu der Demonstration genauso auf wie die "Antifa Köln". Vom Heumarkt aus soll die Demonstration über die Deutzer Brücke zur Deutzer Werft verlaufen. Laut Polizei sind 3000 Personen angemeldet. Wie die Demonstration am vergangenen Wochenende gezeigt hat, könnten es aber auch deutlich mehr werden.

Am Hans-Böckler-Platz rufen linksautonome Gruppen um 13 Uhr zu einer weiteren Kundgebung gegen Rechts auf, 70 Teilnehmende sind angemeldet, so die Polizei.

Und auch gegen die FDP regt sich Protest. FDP-Chef Christian Lindner macht im Rahmen der Bundestagswahl am Samstag am Rudolfplatz Halt. Gemeinsam mit der Kölner Spitzenkandidatin Maria Westphal und dem NRW-Landesvorsitzenden Henning Höne ist dort von 12.30 Uhr bis 13.30 Uhr ein Auftritt geplant, bei dem Lindner auch eine Rede halten soll. 400 Teilnehmende sind zu einer Gegenkundgebung angemeldet.

Am Abend tritt dann auch der Kanzlerkandidat der Grünen, Robert Habeck, bei einer Wahlkampfveranstaltung im Carlswerk Victoria auf. Vor dem Carlswerk rufen pro-palästinensische Gruppen um 18 Uhr zu einer Kundgebung gegen die Partei und ihrer Rolle im Gaza-Krieg auf. 100 Personen sind angemeldet.

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Am Sonntag kommt es zu einer Premiere: Unter dem Motto "Bunt statt braun – Aufs Wasser für Demokratie und Vielfalt" planen Kanuvereine aus Köln, Bonn und Düsseldorf eine Demonstration gegen Rechts auf dem Rhein. 350 Kanus, Kajaks und andere Kleinboote sind angemeldet. Das ist aus Sicherheitsgründen auch die Teilnehmer-Obergrenze der Demo.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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