NRW-Ministerpräsident Armin Laschet erweckt mit einem Statement den Eindruck, der Coronavirus-Ausbruch in einer Fleischfabrik in Rheda-Wiedenbrück sei auf ausländische Arbeiter zurückzuführen. Die Kritik lässt nicht lange auf sich warten, sein Gesundheitsminister sieht sich zur Richtigstellung gezwungen.
Bei Twitter machte das Statement schnell die Runde. Als NRW-Ministerpräsident
Der Corona-Ausbruch bei Tönnies sage überhaupt nichts aus über die bisherigen Lockerungen, "weil Rumänen und Bulgaren da eingereist sind und da der Virus herkommt. (...) Das hat nichts mit Lockerungen zu tun, sondern mit der Unterbringung von Menschen in Unterkünften und Arbeitsbedingungen in Betrieben."
Das Beispiel zeige, wie schnell sich ein Virus verbreite, "wenn Abstände nicht eingehalten werden, wenn Unterkünfte nicht in Ordnung sind, und es warnt uns, immer nochmal ein zweites Mal hinzuschauen", sagte Laschet, der sich auf dem CDU-Parteitag im Dezember als neuer Parteivorsitzender bewirbt und damit auch für die Kanzlerkandidatur der Union in Frage kommt.
Am Mittwoch war der sprunghafte Anstieg der Infektionszahlen beim Schlachtereibetrieb Tönnies bekanntgeworden. Die Zahl der positiv auf das Coronavirus getesteten Mitarbeiter lag am Mittwochabend bei etwa 660.
Rund 7.000 Menschen sind den Angaben des Kreises zufolge in Quarantäne. Um eine Ausbreitung des Virus einzudämmen, wurde die Schließung von Schulen und Kitas im gesamten Kreis verfügt.
Kritik an Laschet von SPD und Grünen
Bleibt die Frage, warum Laschet die Nationalität der Arbeiter explizit erwähnt hat, wenn doch die Bedingungen in den Betrieben verantwortlich sein sollen.
Die Reaktionen auf sein - mindestens - unglückliches Statement ließen nicht lange auf sich warten. "Für den einen ist es das chinesische Virus, für den anderen das bulgarische und rumänische Virus", twitterte Karin Göring-Eckardt, die Fraktionschefin der Grünen im Bundestag.
Katja Mast, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD, ereiferte sich ebenfalls auf Twitter: "Nein Herr Laschet, der Ausbruch in der Fleischindustrie hängt nicht mit der Nationalität der Beschäftigten zusammen, sondern mit den zum Teil unterirdischen Bedingungen in Betrieben und Unterkünften."
Karl-Josef Laumann (CDU), Arbeits- und Gesundheitsminister in NRW, sah sich denn auch gezwungen, die Aussage seines Chefs und Parteifreundes zu erklären. "Was der Ministerpräsident ausdrücken wollte ist doch, dass er sagt: 'Leute, jetzt müssen wir nicht in ganz Nordrhein-Westfalen in Panik verfallen, wenn wir in einem Unternehmen ein objektives Problem haben.'"
Corona-Ausbrüche in Schlachthöfen machten in den vergangenen Monaten immer wieder Schlagzeilen und lösten eine Debatte über die Missstände bei Arbeits- und Unterbringungsbedingungen der häufig aus Osteuropa stammenden Beschäftigen aus.
Das Thema Fleischindustrie sei für die CDU-geführte Regierung in NRW schon lange ganz oben auf der Agenda, erklärte Laschet. "Wir brauchen da neue Standards. Insbesondere bei den Unterkünften müssen Bedingungen sein, die so etwas verhindern, und da arbeiten Bund und Länder eng zusammen", sagte er.
Mit Material von dpa © dpa
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