• Der FC Bayern marschiert weiter in der Bundesliga. Insbesondere Giulia Gwinn zeigt beim 3:0-Erfolg über Freiburg eine hervorragende Leistung und unterstreicht ihren Stellenwert.
  • Turbine Potsdam kommt mit einer starken Klara Melissa Kössler spektakulär gegen Leverkusen zurück.
  • Die Bundesliga geht jetzt in eine dreiwöchige Pause und das ist ein großes Problem für die Entwicklung des Frauenfußballs.

Mehr News zum Thema Fußball

Die Bayern sind in der Frauen-Bundesliga wieder Tabellenführerinnen. Allerdings nur, weil das Spiel der Wolfsburgerinnen beim SC Sand wegen zu vieler Corona-Fälle abgesagt wurde. Mit ihrem 3:0-Sieg in Freiburg setzten die amtierenden Meisterinnen aber ein klares Zeichen.

Doch auch die Konkurrenz punktete: Potsdam feierte ein Comeback gegen Leverkusen, Frankfurt erkämpfte sich einen knappen Sieg gegen Köln und auch Hoffenheim zitterte, holte sich gegen Essen aber trotzdem drei Punkte.

Im Abstiegskampf brachte Jena wiederum einen Hauch von Spannung in eine sicher geglaubte Konstellation. Der erste Saisonsieg gegen Bremen verkürzt den Abstand auf einen Nichtabstiegsplatz auf sechs Punkte. Die Ergebnisse des 14. Spieltags im Überblick:

Eine umgeschulte Linksverteidigerin, eine fast schon wahnsinnige Offensive und ein Kernproblem des Frauenfußballs sind unsere Themen der Woche.

Mehr Fußballthemen finden Sie hier

Giulia Gwinn liefert Anschauungsmaterial für die Lehrbücher

Giulia Gwinn kehrte am Wochenende zurück zum SC Freiburg, für den sie zwischen 2015 und 2019 auflief. Dann wechselte sie nach München.

Ihre erste richtige Saison absolviert sie für die Roten aber eigentlich erst jetzt. Denn im September 2020 hatte sie sich das Kreuzband gerissen.

In der Zwischenzeit haben sich die Bayern in der Offensive immer weiter verstärkt und man stellte sich die Frage: Wo soll Gwinn da jetzt noch spielen? Aber die talentierte Flügelspielerin kämpfte sich zurück - und gibt sich mit einer für sie ungewohnten Rolle zufrieden. Für die Bayern spielt sie in dieser Saison regelmäßig als Außen-, meist als Linksverteidigerin.

Auf dieser Position war in den vergangenen Jahren Carolin Simon gesetzt. Leise Kritik an ihr gab es aber immer. Insbesondere in den Champions-League-Spielen gegen Chelsea sah Simon in der vergangenen Saison nicht gut aus. Mit Gwinn haben die Bayern jetzt eine interne Lösung gefunden.

Gwinn: Die moderne Linksverteidigerin

Sie bringt alles für diese Position mit. Im Fußball werden die defensiven Außenspielerinnen und Außenspieler immer stärker in den Spielaufbau mit einbezogen. Trainer wie Pep Guardiola lassen sie dafür teilweise ins Mittelfeld einrücken. Beim souveränen 3:0-Sieg in Freiburg hat Gwinn nicht zum ersten Mal gezeigt, dass sie ihre Rolle sehr modern interpretiert.

Sie bewegt sich auf dem Platz intelligent, bietet sich klassisch an der Seitenlinie an, wenn ihr Team Breite benötigt. Wenn Lina Magull oder Sarah Zadrazil im Zentrum Unterstützung brauchen, rückt sie aber auch ein. Gwinn ist technisch stark, schnell und kann sich unter Druck behaupten - das macht sie zu einer Waffe im Spielaufbau. Gleichzeitig ist sie in der Offensive torgefährlich.

In zwölf Bundesliga-Einsätzen war sie an vier Toren direkt beteiligt. Einige mehr dürfte sie durch ihr kluges Passspiel entscheidend mit eingeleitet haben. Gwinn mag vielleicht schon seit 2019 bei den Bayern sein, aber in dieser Saison ist sie dennoch so etwas wie der Königinnentransfer.

Zitat der Woche

"Manchmal ist es wirklich eine Glaubenssache oder eine Kopfsache, wie man sich dann präsentiert. Wir haben, um es mal so auszudrücken, viel auf die Fresse bekommen dieses Jahr und da haben wir gesehen: Da ist auch was möglich in der Liga und mit ein bisschen mehr Selbstbewusstsein spielen wir ganz anders auf." - Julia Arnold bei "MagentaSport" über den ersten Saisonsieg mit Carl Zeiss Jena gegen Bremen.

Potsdam mit spektakulärem Comeback

In dieser Saison gibt es viele Teams in der Bundesliga, die sich offensiv mehr zutrauen als noch vor einigen Jahren. Die Zeiten, in denen die Topklubs ein Bollwerk nach dem anderen knacken mussten, sind vorbei. Selbst der SC Sand präsentierte sich gegen die Bayern zuletzt trotz einer 0:4-Niederlage mutig.

Was Potsdam macht, ist wohl mit mutig noch nicht ganz beschrieben. Mit 36 zu 21 Toren haben sie unter den Top-5 das verrückteste Torverhältnis. Vorn erzielen sie nach Hoffenheim (38) und Bayern (48) die meisten Treffer, hinten kassieren sie deutlich mehr als die Konkurrenz.

Das liegt vor allem daran, dass Trainer Sofian Chahed alles auf Angriff setzt. Dort spielen nämlich die talentiertesten Fußballerinnen des Kaders. Allein beim 4:2-Sieg gegen Leverkusen trafen wieder vier verschiedene Spielerinnen, darunter die überragende Klara Melissa Kössler, aber auch die talentierte Nina Ehegötz. Nicht in der Torschützenliste eintragen konnte sich hingegen Selina Cerci.

Turbine Potsdam: Zwischen Genie und Wahnsinn

Cerci wurde jüngst erstmals für das Nationalteam nominiert. In der Bundesliga führt die Angreiferin die Torschützinnenliste mit elf Treffern an. Kaum ein Team kontert so zielstrebig und sauber wie Turbine Potsdam, kaum eines ist so aggressiv im Gegenpressing. Nur wenige haben aber auch derart begabte Angreiferinnen in ihren Reihen, die so gut harmonieren.

Die Gegentore nimmt Chahed in Kauf. Er weiß, dass die Power vorn in vielen Fällen ausreicht. Gegen Leverkusen ging das abermals gut. Trotz 0:2-Rückstand und schwierigem Start arbeitete sich Potsdam in die Partie, um die Werkself in der zweiten Halbzeit doch noch zu überrollen. Mit vielen Spielerinnen in hohen Positionen gehen sie ein großes Risiko ein, werden dafür aber oft belohnt.

Irgendwo zwischen Genie und Wahnsinn wissen sie ihr Publikum zu unterhalten. Solange die Offensive funktioniert, sind sie erfolgreich. Doch wenn Cerci und Co. keinen so guten Tag erwischen, kann es auch mal nach hinten losgehen. Eine Aufholjagd wie gegen Leverkusen wird ihnen zwar nicht alle Tage gelingen. Doch eines ist ganz klar: Spiele mit Beteiligung von Turbine Potsdam werden sicher nicht langweilig.

Lesen Sie auch: Almuth Schult prangert mangelnden Respekt an und lässt ihr Jahr 2021 Revue passieren

Spielerin der Woche: Klara Melissa Kössler

In der 84. Minute erzielte Kössler den so wichtigen 3:2-Führungstreffer für Potsdam, schon zuvor war sie die überragende Offensivspielerin in ihrem Team. Im Schatten von Cerci spielt sie eine starke Saison, kommt bereits auf sieben Treffer.

Das Zusammenspiel der beiden funktioniert blind. Gegen Leverkusen war Kössler bei nahezu jedem Angriff die treibende Kraft.

Bundesliga-Spielplan zeigt die Probleme des Frauenfußballs auf

Gerade hat die Bundesliga wieder Fahrt aufgenommen, da muss sie schon wieder pausieren. Nicht eine, nicht zwei, sondern gleich drei Wochen lang wird es dauern, bis es weitergeht - Länderspiele und ein Pokalwochenende unterbrechen den Rhythmus.

Erst kürzlich hat eine Studie der "FIFPRO" herausgefunden, dass ein Mangel an regelmäßigen Spielen und unausgeglichene Spielpläne die meisten Profifußballerinnen negativ beeinflussen. Dadurch werde "die potenzielle Entwicklung des Frauenfußballs" limitiert.

Die Gründe liegen auf der Hand: In der deutschen und englischen Liga spielen beispielsweise nur jeweils zwölf Teams in der obersten Spielklasse. Im Durchschnitt spielten die Spielerinnen, die an der Studie teilnahmen, nur 29 Partien pro Saison - darunter hochrangige Kickerinnen wie Sam Kerr oder Weltfußballerin Alexia Putellas.

Der DFB muss Lösungen präsentieren

Unter diesen Spielen sind viele Länderspiele, denen nicht selten der Wettbewerbscharakter abgeht - sei es aus Gründen der Bedeutung der einzelnen Partien oder wegen deutlicher Niveauunterschiede zwischen den Nationen.

Die große Frage ist: Was muss jetzt passieren? In Deutschland wurde bereits mehrfach über eine Aufstockung der Bundesliga nachgedacht. Aber zur Realität gehört auch, dass der SC Sand und Carl Zeiss Jena beispielsweise abgeschlagen auf den letzten Plätzen stehen.

Es klafft ein riesiges Loch zwischen der Tabellenspitze und den Teams im Keller. Ein Loch, das aus der bisher fehlenden Weiterentwicklung unter dem Dach des DFB resultiert. Die Klubs sind auf sich gestellt.

Ohne weitere konkurrenzfähige Teams wird es schwer, die Liga aufzustocken. Und ohne eine Aufstockung wird es wiederum nicht leichter, Menschen vom Frauenfußball zu überzeugen. Für die Teams und Spielerinnen selbst ist es ebenfalls nicht so leicht, sich entsprechend weiterzuentwickeln und einen Rhythmus aufzunehmen. Ein ewiger Teufelskreis, der den DFB dazu bringen sollte, Lösungen zu entwickeln.

Top-News der Woche

Der VfL Wolfsburg sichert sich mit Jule Brand ab kommendem Sommer eines der größten Offensivtalente im deutschen Frauenfußball. Die 19-Jährige war in dieser Saison in 25 Pflichtspielen für Hoffenheim an 13 Toren direkt beteiligt.

Für die DFB-Elf kam sie bereits zehnmal zum Einsatz. Die Flügelspielerin erzielte dabei vier Treffer und bereitete sechs weitere vor. Brand-gefährlich - und eine Ansage der Wolfsburgerinnen an die Konkurrenz.

So geht es jetzt weiter

Das deutsche Nationalteam wird ab dem 17. Februar an einem neuen Vier-Nationen-Turnier in England teilnehmen: dem Arnold Clark Cup. Neben Deutschland sind England, Olympiasieger Kanada und Spanien dabei.

Jedes Team spielt im Gruppenmodus jeweils einmal gegen alle anderen. Vor der Europameisterschaft im kommenden Sommer wird das ein wichtiger Test für Deutschland. Das ist der Fahrplan für sie:

  • Deutschland - Spanien (17. Februar, 14.30 Uhr)
  • Kanada - Deutschland (20. Februar, 20.15 Uhr)
  • England - Deutschland (23. Februar, 19.30 Uhr)

Verwendete Quellen:

  • FIFPRO: Shortage of competitive games and uneven calendar are holding back women’s football
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.