• Der FC Bayern hat vor den wichtigen Spielen gegen Paris und Wolfsburg mit großen Problemen zu kämpfen.
  • Beim VfL Wolfsburg hingegen läuft es zum richtigen Zeitpunkt immer besser.
  • Die reformierte Champions League macht ihrem Namen alle Ehre. Die Viertelfinals waren bisher hochklassig und spannend.

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"Werbung für den Fußball" – alle kennen diese beliebte Phrase, wenn beispielsweise ein Spiel besonders unterhaltsam war. Die Woche, die der internationale Fußball gerade hinter sich hat, ist mit diesen Worten ebenfalls gut beschrieben. Vier packende Champions-League-Spiele, vier Ergebnisse, die für die Rückspiele größtenteils Spannung versprechen – darunter kleine Überraschungen.

Und auch die Bundesliga hielt, was sie vor dem 17. Spieltag versprochen hatte. An der Spitze bleibt der enge Zweikampf zwischen dem FC Bayern München und dem VfL Wolfsburg. Die Tabelle:

Hinter den beiden Top-Teams konnte die TSG Hoffenheim Frankfurts Niederlage und das Unentschieden von Turbine Potsdam für sich nutzen. Lediglich die Verhältnisse im Abstiegskampf bleiben für den Moment klar, weil Bremen einen wichtigen Sieg gegen Sand einfuhr. Die Ergebnisse des 16. Spieltags im Überblick:

Die Themen der Woche sind die Probleme der Bayern, Wolfsburgs Topform zum richtigen Zeitpunkt und eine Champions League, die ihren Namen verdient.

1. FC Bayern München: Rückschläge zur falschen Zeit

"Vielleicht gewinnt am Ende die Mannschaft, die am besten Krankheit vermieden hat", stellte Trainer Jens Scheuer nach dem 4:0-Sieg seines FC Bayern gegen die SGS Essen ernüchtert bei "MagentaSport" fest. Das war am Sonntag. Da hatten die Münchnerinnen schon eine Woche mit Höhen und Tiefen hinter sich gebracht.

Der vergangene Dienstag sollte ein glorreicher Auftakt in die heiße Saisonphase werden. Erstmals in der Allianz Arena, erstmals auf der großen Bühne – doch die 1:2-Niederlage gegen Paris Saint-Germain war ein Rückschlag. Es war nicht der einzige.

Mit Sarah Zadrazil, Carina Wenninger, Jovana Damnjanovic, Linda Dallmann und Karolina Lea Vilhjalmsdottir fallen fünf etablierte Spielerinnen aus. Klara Bühl kommt noch verletzt hinzu und in Paris wird Viviane Asseyi gelbgesperrt fehlen.

Scheuer schien keine große Hoffnung mehr darauf zu haben, dass sich der Kader rechtzeitig zum Rückspiel gegen Paris (Mittwoch, 21:00 Uhr, DAZN) wieder entscheidend auffüllt. "Es ging am Mittwoch los", sagte er mit Blick auf die Regelung, dass Infizierte sich mindestens sieben Tage isolieren müssen. Die Restchance ist also sehr klein. Nur bei Bühl zeigte sich der Trainer hoffnungsvoll, dass sie rechtzeitig fit wird.

Probleme gibt es ausgerechnet in der Offensive

Gegen Essen mussten die Bayern fast ohne Mittelfeld antreten. Lina Magull agierte wie gewohnt vor der Viererkette, davor gab es nur noch offensiv ausgerichtetes Personal. Sydney Lohmann, die erstmals nach ihrer langen Verletzungspause wieder von Anfang an spielte, war noch die defensivste aller Angreiferinnen.

In der Liga reichte das zu einem souveränen 4:0-Erfolg. In Paris könnte es mit den Lücken im Mittelfeld deutlich schwieriger werden. Zumal vor allem Zadrazil zuletzt ein wichtiger Baustein für die Stabilität des Teams war. Bezeichnend ist zudem, dass Topstürmerin Lea Schüller in diesem Jahr noch nicht richtig in Fahrt kommt.

Sie traf immerhin gegen Frankfurt und dreimal gegen den 1. FC Köln, doch das waren schon ihre einzigen Tore in den vergangenen acht Bundesliga-Partien. Bayern fällt es aktuell schwer, Schüller in vernünftige Abschlusspositionen zu bringen, und so hing sie im Hinspiel gegen Paris auch zu sehr in der Luft. Eine leichte Formdelle, viele Ausfälle und zwei Schlüsselspiele in Champions League und Liga vor der Brust – die Situation könnte für die amtierenden Meisterinnen derzeit besser sein.

Spielerin der Woche: Nicole Billa

Schüllers Leid wurde bis zu diesem Spieltag von Nicole Billa geteilt. Die Österreicherin wurde in der vergangenen Saison mit 23 Treffern Torschützenkönigin. In dieser Saison tat sie sich bisher schwer. Mit einem Viererpack gegen Jena meldet sie sich aber eindrucksvoll zurück. Nur noch ein Tor trennt sie von Schüller und Selina Cerci (beide 13).

2. VfL Wolfsburg: Rechtzeitig in Topform

Von Leid kann bei den Wölfinnen derzeit so gar keine Rede sein. In der Bundesliga sind sie seit zwölf Spielen ungeschlagen. Lediglich ein Unentschieden am 11. Spieltag in Leverkusen trübt die ansonsten makellose Bilanz. Die Fragezeichen waren vor der Saison riesig. Ingrid Syrstad Engen, Fridolina Rolfö, Sara Doorsoun, Lena Goeßling – das sind nur ein paar Namen, die auf der Abgangsliste des vergangenen Sommers stehen. Ein riesiger Verlust an Qualität und Erfahrung.

Außerdem übernahm mit Tommy Stroot ein neuer Trainer. Vieles deutete auf einen mittelschweren Umbruch hin und tatsächlich war die Hinrunde geprägt von Leistungsschwankungen – allerdings auf sehr hohem Niveau. Der Patzer in Leverkusen, eine 0:2-Niederlage gegen Juventus Turin, Unentschieden in Freiburg, Niederlage in Hoffenheim – das sind nur die Ergebnisse, die herausstechen. Hinzu kamen zahlreiche enge Spielverläufe. Ungewohnt für den VfL.

Es scheint aber so, als hätte man sich rechtzeitig gefangen. Denn jetzt zählt es im Viertelfinal-Rückspiel gegen Arsenal und dann im womöglich vorentscheidenden Liga-Showdown mit den Bayern. Die Wolfsburgerinnen sitzen wieder im Sattel und haben alle Karten selbst in der Hand. Sie wirken eingespielter und gerade die Variabilität in der Offensive kommt ihnen zugute.

Stroot scheint angekommen zu sein – als Typ, aber auch mit seiner offensiven und dennoch ausbalancierten Spielweise. Gerade im defensiven Zentrum haben die Wolfsburgerinnen ihrer nationalen, aber auch einem Großteil der internationalen Konkurrenz einiges voraus.

Dominique Janssen in der Innenverteidigung und Lena Oberdorf im Mittelfeld stehen stellvertretend für den in vielen Phasen sicheren Spielaufbau. Eine Qualität, die sie noch weit bringen kann. Technisch muss sich der VfL vor keinem anderen Team verstecken – mit Ausnahme des alles überstrahlenden FC Barcelona.

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Zitat der Woche

"In so einer Phase der Saison so aufzutreten: Das macht mich stolz." – Tommy Stroot, Trainer des VfL Wolfsburg, nach dem 4:1-Sieg in Frankfurt bei "MagentaSport".

3. Champions League verdient sich ihren Namen

Am Dienstagabend war die Stimmung rund um die Münchner Allianz Arena zunächst äußerst gelassen. Rund 13.000 Menschen waren gekommen, viele von ihnen nutzten die Gelegenheit, um den Frauenfußball erstmals kennenzulernen. "Ich war noch nie zuvor bei einem Spiel der Frauen", sagte ein Fan im Umlauf des Stadions im Gespräch mit der Redaktion: "Warum das so ist, kann ich gar nicht erklären, aber ich bin gespannt, was mich heute erwartet."

So erging es wohl vielen. Wirkliche Anspannung gab es vor diesem so wichtigen Hinspiel des Champions-League-Viertelfinals deshalb nur bei den wenigen eingefleischten Fans. Dann aber ertönte die im vergangenen Jahr eigens für den Wettbewerb komponierte Hymne, die beiden Teams betraten den Rasen und plötzlich ging ein Ruck durch die ganze Arena. Anspannung aus dem Nichts. Fußball ist dann eben doch Fußball. Ein Gänsehautmoment.

Nicht der letzte. Die Hoffnung, dass der Rahmen in der großen Arena auch beim Publikum eine andere Wirkung hinterlassen würde als der Campus oder das Stadion an der Grünwalder Straße, erfüllte sich komplett. Dabei verlief das Spiel alles andere als glücklich. Bayern war das bessere Team, lag jedoch bis zur Schlussphase mit 0:2 zurück.

Viertelfinale der Königsklasse: Hochklassiger Fußball und Spannung

Das Publikum zeigte dennoch Sensibilität und signalisierte den Spielerinnen, dass es hinter ihnen stehen würde – ganz gleich, was noch passiert. Vor dem wichtigen Freistoßtor durch Klara Bühl erhob sich das ganze Stadion, um den Ball gemeinsam mit der Spielerin ins Tor zu befördern. Es gelang.

Es war ein Meilenstein für den deutschen Frauenfußball. Atmosphärisch bot dieser Abend den verdienten Rahmen für ein sportlich hochklassiges Fußballspiel. "Ich werde jetzt häufiger kommen", resümierte auch der skeptische Fan anschließend zufrieden.

Aber auch in den anderen Stadien wurde reichlich Unterhaltung geboten. Direkt im Anschluss an die 1:2-Niederlage der Bayern durfte Real Madrid als klarer Außenseiter lange auf eine Überraschung gegen den FC Barcelona hoffen. Bis zur 81. Minute stand es noch 1:1, dann aber drehte Barca auf. Claudia Pina und Weltfußballerin Alexia Putellas sorgten für den deutlichsten Sieg des Viertelfinals.

In Turin gelang Juventus in Überzahl ein 2:1-Sieg gegen Olympique Lyon – eines der dominantesten Teams in der Geschichte des Frauenfußballs. Wenngleich sie nicht mehr die Qualität der vergangenen Dekade haben, so zählen sie doch immer zum Favoritinnenkreis.

Und dann war da noch das 1:1 der Wolfsburgerinnen beim FC Arsenal. Ein ebenfalls hochklassiges, weil temporeiches Fußballspiel. Die Champions League, sie verdient in diesem Jahr mehr denn je ihren Namen – und repräsentiert den stetigen Aufstieg des Frauenfußballs in Europa.

So geht es jetzt weiter

Schon am Mittwoch und Donnerstag finden die Rückspiele in der Königsklasse statt. Bayern wird in Paris versuchen, den Rückstand trotz der Ausfälle noch zu drehen. Wolfsburg geht wiederum mit viel Selbstvertrauen ins Heimspiel gegen Arsenal – dann ebenfalls im großen Stadion (Donnerstag, 18:45 Uhr, DAZN).

Für beide kommt es am Sonntag zum direkten Aufeinandertreffen. Gewinnt Wolfsburg, wäre es wohl die Vorentscheidung im Titelkampf. Aber auch das Duell zwischen Sand und Essen hat Endspielcharakter. Ein Sieg ist vermutlich die letzte Chance auf den Klassenerhalt für den SC Sand. Der 17. Spieltag im Überblick:

  • Jena – Frankfurt (Freitag, 19:15 Uhr, Eurosport, MagentaSport)
  • Potsdam – Köln (Samstag, 13:00 Uhr, MagentaSport)
  • Sand – Essen (Sonntag, 13:00 Uhr, MagentaSport)
  • Wolfsburg – Bayern (Sonntag, 14:00 Uhr, MagentaSport, NDR)
  • Leverkusen – Hoffenheim (Sonntag, 16:00 Uhr, MagentaSport)
  • Bremen – Freiburg (Sonntag, 18:00 Uhr, MagentaSport)
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