Sie kaufen und kaufen und kaufen: Borussia Dortmund rüstet seinen Kader energisch auf, während der große Kontrahent aus München seit Monaten keine Zugänge vermelden kann - was die Frage aufwirft: Kann die Transferoffensive des BVB Bayerns Dominanz endlich durchbrechen?

Eine Analyse

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Sie haben es schon wieder getan: Borussia Dortmund hat am Montag den Wechsel von Mateu Moray bekannt gegeben. Der junge Spanier ist bereits der sechste Einkauf des BVB, dabei öffnete das Transferfenster offiziell erst an eben diesem Montag.

Dortmunds Transferoffensive ist ein echter Wirbelsturm. Auch wenn Moray aus der talentierten Nachwuchsschmiede "La Masia" des FC Barcelona ablösefrei nach Dortmund wechselt, hat die Borussia fast 130 Millionen Euro für neue Spieler ausgegeben.

Dem stehen bisher rund 70 Millionen Euro an Einnahmen gegenüber für die scheidenden Christian Pulisic und Alexander Ishak. Wahrscheinlich wird der BVB also diesen Transfersommer mit einem veritablen Minus beenden und ordentlich ins Risiko gehen - auch wenn auf der Verkaufsliste noch etliche Namen stehen und den einen oder anderen Euro erlösen dürften.

Borussia Dortmund: Schürrle, Kagawa, Rode und Co.: Wo führt der Weg hin?

Andre Schürrle, Jeremy Toljan, Shinji Kagawa, Maximilian Philipp oder Sebastian Rode dürfen gehen, um Innenverteidiger Abdou Diallo und Außenbahnspieler Raphael Guerreiro ranken sich seit Wochen schon Gerüchte.

Grundsätzlich würden die möglichen Transfers satten Reibach versprechen - aber dass man für alle Spieler auch einen geeigneten Abnehmer zu den entsprechenden Konditionen für alle Beteiligten findet, ist eher unwahrscheinlich.

Anfang Juli sieht es jedenfalls schon danach aus, als habe sich die Qualität in Dortmunds Kader noch einmal spektakulär verbessert. Neben Moray, der eine Investition in die Zukunft ist und Paco Alcacer, den der BVB nach dessen Leihe fest verpflichtete, stehen in Mats Hummels, Nico Schulz, Thorgan Hazard und Julian Brandt vier hochkarätige Zugänge fest, von denen jeder auf seine Weise einen erheblichen Qualitätssprung verspricht.

Borussia Dortmund bleibt auf dem Transfermarkt weiter aktiv

Mal wieder hat der BVB seine Hausaufgaben früh gemacht. Ähnlich wie im vergangenen Sommer sind die entscheidenden Transfers längst vollzogen, damals war Axel Witsel wegen der WM der einzige Nachkömmling.

Im Sinne einer gezielten Vorbereitung, gerade in einem Sommer ohne Großereignis wie Europa- oder Weltmeisterschaft, versuchen speziell die finanziell stärker aufgestellten Klubs, so früh wie möglich die zentralen Umstrukturierungsmaßnahmen abzuschließen. Dem BVB ist das auf den ersten Blick schon gelungen, weitere Zugänge könnten noch folgen.

"Wir fühlen uns mit dem Kader sehr wohl, halten aber die Augen offen für den Fall, dass es noch die Möglichkeit zum Optimieren gibt", sagte Sportdirektor Michael Zorc schon vor einigen Tagen der "Bild".

So steht Patrik Schick offenbar auf Dortmunds Liste, der tschechische Angreifer vom AS Rom soll ausgeliehen werden. Allerdings sind auch Schalke 04 und Bayer Leverkusen hinter Schick her, der BVB könnte in diesem Fall tatsächlich leer ausgehen.

Bisher hat der BVB seine gesteckten Transferziele erreicht, was ihn ziemlich unterscheidet von seinem großen Konkurrenten FC Bayern. Zwar haben die Münchener in Lucas Hernández, Benjamin Pavard und Jann-Fiete Arp drei Spieler gekauft und dafür rund 120 Millionen Euro an Ablösesumme ausgegeben, aber gerade bei der Suche nach frischen Offensivkräften gingen die Bayern bisher komplett leer aus.

FC Bayern München: Kovac schlägt Alarm

Rund ein halbes Dutzend Namen wurden schon gehandelt, geklappt hat es bisher mit keinem Transfer. Seit Wochen hängen die Bayern fest in ihrer Dauerschleife und dass Trainer Niko Kovac nun gewissermaßen Alarm schlägt, ist wenige Tage vor dem Start in die Vorbereitung - die Bayern beginnen ohnehin schon so spät wie kein anderer Bundesligist - nicht unbedingt das beste Zeichen.

Nach den Abgängen von Franck Ribéry, Arjen Robben, Rafinha, James Rodriguez und eben dem zum BVB gewanderten Hummels sollen oder wollen auch Jerome Boateng und Renato Sanches den Verein noch verlassen. Derzeit haben die Bayern nur 17 Spieler im Kader und "mit 17 Profis kommen wir nicht weit!", wird Kovac im "Kicker" zitiert. "Vier Spieler brauchen wir noch", so die Ansage des Trainers.

Bis zum 2. September ist noch jede Menge Zeit, schließlich dauert die Transferperiode bis dahin an. "Bis Ende Juli" müsse der Kader fertig sein, mahnt Präsident Uli Hoeneß aber an. Sportdirektor Hasan Salihamidzic ist derzeit viel unterwegs, zuletzt war er bei der U-21-EM in Italien und San Marino.

Es ist auch jede Menge zu hören und lesen von und über Salihamidzic. Aber eine Vollzugsmeldung lässt in München nun schon seit Monaten auf sich warten. Dabei sind die Löcher im Kader unübersehbar.

Guardiola bekommt Rodrigo - Wen lotst Kovac nach München?

In der jüngeren Vergangenheit war es auch immer so, dass der jeweilige Trainer wie ein Magnet auf mindestens einen letztlich prägenden Zugang wirkte. Franck Ribery kam einst auch wegen Ottmar Hitzfeld, Arjen Robben wegen Louis van Gaal. Jupp Heynckes holte den damaligen Rekordtransfer Javi Martinez von Bilbao nach München, Pep Guardiola hatte Thiago quasi im Gepäck und vor zwei Jahren kam James wegen seines Ex-Trainers Carlo Ancelotti nach München.

Niko Kovac besitzt noch nicht diese Strahlkraft, Bayerns Trainer ist ja noch jung an Jahren und noch gar nicht so lange als Cheftrainer unterwegs. Wenn jetzt aber ein Wunschspieler wie Rodrigo zu einem beträchtlichen Teil auch wegen Guardiola nach Manchester und nicht nach München wechselt, ist das durchaus ein Problem für die Bayern.

Ganz zu schweigen von den Hängepartien um diverse Offensivspieler wie Leroy Sané, Callum Hudson-Odoi, Nicolas Pepe, Ousmane Dembélé, Steven Bergwijn oder Joao Cancelo. Sie alle standen oder stehen mit den Bayern in Kontakt, aber es passiert (noch) nichts.

So langsam werden Teile der Bayern-Fans unruhig, weil nicht nur in Dortmund, sondern auch in Leverkusen, Gladbach oder Leipzig teils massiv aufgerüstet wird. Das verspricht - Stand heute - eine vergnügliche Saison zu werden. Nach den Jahren der totalen Bayern-Dominanz war es ja in der vergangenen Spielzeit schon richtig eng, lieferten sich wenigstens der BVB und die Bayern ein Rennen bis zum letzten Spieltag.

BVB bearbeitet die Schwachstellen

Mit einem jetzt schon ordentlich aufgewerteten Kader, der an seinen Schwachstellen in der Innenverteidigung mit dem erfahrenen Hummels und auf der linken Außenbahn mit dem deutschen Nationalspieler Schulz neu ausgerichtet wird, sowie den Unterschiedspielern Hazard und Brandt in der Offensive scheint Dortmund bestens gerüstet für eine lange Saison. Der Kader hat sich in der Spitze und der Tiefe bereits jetzt massiv verbessert.

Das können sie in München nicht behaupten. Arp wird sich erst an das Tempo und die Bedingungen in der Bundesliga und in München gewöhnen müssen, Hernández war monatelang verletzt, Pavard spielte in Stuttgart eine für seine Verhältnisse furchtbare Saison. Den großen kurzfristigen positiven Effekt sollten sich die Bayern von ihren bisherigen Transfers eher nicht versprechen.

Aber Hoeneß wäre nicht Hoeneß, würde er diese Annahme nicht nonchalant übersehen und stattdessen eine kleine Spitze in Richtung Dortmund setzen. Bei der Premiere des Films "Kroos" wollte der Präsident des deutschen Rekordmeisters die prominenten BVB-Zugänge für die kommende Spielzeit nicht grundsätzlich als Qualitätssteigerung einstufen.

"Der BVB hat viele Spieler gekauft", sagte Hoeneß da. "Ob er sich verstärkt hat, sehen wir im Laufe der Saison." Zum Stand der eigenen Planungen sagte Hoeneß dagegen nichts. Vielleicht ist das derzeit auch besser so.

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