"Verbissener Tennisspieler" (Lauterbach) oder "Schwiegermutters Liebling" (Noé) – unter anderem so präsentieren sich die Bundeswahlkandidaten aus Leverkusen in sozialen Netzwerken.
Besonders
Die Selbstdarstellung variiert: Lauterbach zeigt sich laut seiner Profil-Beschreibung bei Tik-Tok als "privat" und veröffentlicht beispielsweise Videos von hinter den Kulissen, zum Beispiel nach Fernsehshows. Auf Instagram zeigt er sich durchaus politischer: Statements zu Pflegereform und Hausarztbudgetierung wechseln sich mit Terminankündigungen für Wahlkampftermine ab. Hier und da blitzen aber noch einige private Posts auf: Ob er aus der Bay-Arena beim DFB-Pokalspiel zwischen Bayer 04 und dem FC postet oder Dubai-Schokolade probiert (Spoiler: hat ihm nicht geschmeckt).
Yannick Noé von der AfD hat auf Tik-Tok mit ein paar Videos um die 30.000 Aufrufe erreicht und beispielsweise
Während nur manche der Kandidaten auf Tik-Tok vertreten sind, findet man auf Instagram im Gegensatz dazu alle wählbaren Direktkandidaten von Leverkusen. Rolf Albach (FDP) gibt so beispielsweise einen Einblick in seine Freizeit, in der er das Winterkonzert der Musikschule Leverkusen besucht hat, sogar aus Kirchen postet er Bilder – natürlich neben den klassischen Bildern vom Wahlkampfstand und abfotografierten Artikeln aus Lokalzeitungen. Siegmar Heß (CDU) zeigt sich auf dem Christkindchenmarkt, als Köbes beim Bonner Pützchens Markt und bei Karnevalssitzungen – alles im Rahmen von CDU-Aktionen.
Einfluss auf (junge) Wähler
Volt-Kandidat Friedrich Jeschke gibt den Wählern durchaus Einblicke in Privates: Beispielsweise hat er von einem Krankenhausaufenthalt ein Video gepostet. Ansonsten sieht man ihn Wahlkampf betreiben in der Opladener und Wiesdorfer Fußgängerzone. Nyke Slawik (Die Grünen) teilt Bundestagsreden oder ihre Standpunkte in kurzen Aufrufen ("Mutterschutz nach Fehlgeburten kommt", "Keinen Meter mehr"), limitiert aber auf beiden Plattformen teilweise die Kommentarfunktion.
Die Reichweite der Politikerinnen und Politiker unterscheidet sich erheblich: Während Karl Lauterbach 333.000 Menschen bei Instagram folgen, sind es lediglich 225 bei Siegmar Heß (Stand Anfang Februar).
Ob die Präsenz von Direktkandidaten in sozialen Netzwerken junge Menschen konkret in ihrer Wahl beeinflusst, kann man natürlich nicht nachvollziehen. Allerdings sind die sozialen Netzwerke der Ort, wo man junge Wähler zurzeit einfach sehr gut erreicht. Laut einer ARD/ZDF-Studie nutzen 82 Prozent der 14- bis 29-Jährigen in Deutschland Instagram, bei den 30- bis 49-Jährigen vergleichsweise nur 50 Prozent. Tik-Tok hingegen wird von 52 Prozent der 14- bis 29-Jährigen genutzt und 21 Prozent der 30- bis 49-Jährigen.
Die auf Soziale Medien spezialisierte Agentur "Netzschreier" hat sich den gesamten Bundestag angeschaut und die Zahl der Follower auf Facebook, Instagram, X, Linked-In, Youtube und Tik-Tok.
Karl Lauterbach belegt in dieser Übersicht, die am Mittwoch, 22. Januar, veröffentlicht wurde, insgesamt den vierten Rang. Auf der inzwischen kritisch gesehenen Plattform X, dem früheren Kurznachrichtendienst Twitter, hat Lauterbach als Nutzer der ersten Stunde sogar die größte Reichweite aller Bundestagsabgeordneten: "Netzschreier" kommt auf 1,2 Millionen Follower. Dieser Erfolg passt zum Gesamtbild der SPD: Ihre Abgeordneten haben im Parteienvergleich auf X die größte Wirkung. Dort sind sozialdemokratische Abgeordnete mit 2,93 Millionen Followern am stärksten. Lauterbach verzeichnet über alle Kanäle eine Reichweite von 1,65 Millionen Personen.
Serap Güler, die voriges Mal im Wahlkreis gegen Lauterbach unterlegen war und über die CDU-Landesliste in den Bundestag einzog, liegt weit hinter dem SPD-Mann. Insgesamt weist die Studie von "Netzschreier" 49.000 Follower auf den sechs betrachteten Plattformen aus. Das ergibt einen Durchschnittswert von 12.300 und den 86. Platz im Ranking der Bundestagsabgeordneten.
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Nyke Slawik, die den Leverkusener Wahlkreis für die Grünen vertritt, kommt auf Platz 184. Der Opladenerin folgen, auf allen Kanälen zusammengenommen, laut Studie 22.000 Personen. Das ergibt einen Durchschnittswert von 4400 pro Kanal. Abgeordnete der Grünen sind laut der Studie auf Linked-In mit 600.000 und Instagram mit 1,99 Millionen Followern insgesamt am stärksten von allen Bundestagsfraktionen. (tk) © Kölner Stadt-Anzeiger
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